Freitag, 31. Oktober 2014

Jesus, Maria und Josef stammen aus königlichem Geschlecht II


Aus den Schriften des hl. Pierre-Julien Eymard (1811-1868) über den hl. Josef:

„Als Gott der Vater sich entschloss, der Welt Seinen Sohn zu geben, wollte Er es mit Ehren tun, denn Er ist aller Ehren und allen Lobes wert.

Er hat Ihm deshalb einen Hofstaat und königliche Ehren, die Seiner würdig sind, vorbereitet: Gott wollte, dass Sein Sohn, auch auf Erden, würdig und glorreich empfangen werde, wenn schon nicht in den Augen der Welt, so doch in Seinen eigenen Augen.

Das Mysterium der Gnade der Fleischwerdung des Wortes hat Gott nicht unvorbereitet durchgeführt. Jene, die von Ihm dazu ausersehen waren, daran teilzunehmen, wurden von Ihm seit langem dafür zubereitet. Der Hofstaat des menschgewordenen Sohnes Gottes setzt sich aus Maria und Josef zusammen. Gott selbst hätte für Seinen Sohn keine, für Seine Begleitung, würdigeren Diener finden können. Beachten wir nun besonderen den heiligen Josef.

Beauftragt mit der Erziehung des königlichen Prinzen des Himmels und der Erde, um Ihn anzuleiten und Ihm zu dienen, war es nötig, dass seine Dienste seinem göttlichen Schüler zur Ehre gereichen würden: es wäre für einen Gott nicht ziemlich gewesen, sich Seines Vaters schämen zu müssen. Daher, da Er ein König aus Davids Geschlecht sein musste, ließ Er den hl. Josef aus dem gleichen königlichen Stamm geboren werden, damit er, da er adelig sein musste, auch sogar irdischen Adels sei.

In den Adern des hl. Josef fließt also das Blut Davids, Salomons und aller edler Könige Judas und, wenn ihre Dynastie weiter regiert hätte, dann wäre er (der hl. Josef) Thronerbe gewesen und hätte sein Erbe antreten müssen.

Haltet Euch nicht damit auf, seine tatsächliche Armut zu bedenken: seine Familie wurde zu Unrecht vorn Thron vertrieben, auf den sie ein Recht hatte und deswegen hört der hl. Josef nicht auf, König, Sohn der Könige von Juda zu sein, von Königen, die die größten, edelsten und reichsten der Welt sind. Auch bei der Einschreibung zur Volkszählung in Bethlehem würde der hl. Josef vom römischen Gouverneur als Erbe und Nachkomme Davids erkannt werden: das ist seine, leicht erkennbare, königliche Urkunde, die seine königliche Unterschrift trägt.

Aber, was bedeutet uns der Adel des Josef? - so könntet Ihr vielleicht sagen. Jesus ist doch mir gekommen, um sich zu demütigen. Ich antworte, dass der Sohn Gottes, der sich zwar für eine gewisse Zeit demütigen wollte, dennoch in Seiner Person auch alle Formen der Größe vereinigen wollte: Er ist eben, auf Grund Seines Erbrechtes, König, da er ja von königlicher Abstammung ist. Jesus ist adelig, und wenn Er auch Seine Apostel aus dem gemeinen Volk auswählt, macht Er sie doch dadurch auch zu Edelleuten. Dieses Recht hat Er, da Er ein Sohn Abrahams und der Erbe des Thrones Davids ist. Er liebt diese besondere Ehre seiner Familie und die Kirche sieht den Adel nicht mit den Augen der Demokratie an, ehren wir deshalb alles, was Sie auch verehrt. Der Adel aber kommt von Gott.

Heißt das jetzt, dass man Adeliger sein muss, um unserem Herrn zu dienen? Wenn Ihr es seid, ist es eine zusätzliche Ehre für Ihn, aber es ist nicht unbedingt nötig. Er gibt sich mit dem guten Willen und dem Adel des Herzens zufrieden. Die Kirchengeschichte zeigt uns allerdings, dass eine große Anzahl der Heiligen, darunter die Hervorragendsten aus ihrer Schar, ein Wappen geführt haben, einen adeligen Namen besaßen und einer berühmten Familie entstammten, ja, einige von ihnen waren sogar königlichen Geblüts.

Unserem Herrn gefällt es, in allem, was ehrenvoll ist, geehrt zu werden. Der hl. Josef erhielt im Tempel seine ausgezeichnete Erziehung, und Gott hat Ihn so darauf vorbereitet, der edle Diener Seines Sohnes, der Ritter des edelsten Prinzen, der Schützer der Erhabensten Königin des Universums zu sein ".(1)

(1) Mois de Saint Joseph, le premier et le plus parfait des adorateurs - Extrait des ecrits du P. Eymard, Desclee de Brouwer, Paris, 7. Ausgabe, S. 59-62.

in Plinio Corrêa de Oliveira, „Der Adel und vergleichbare traditionelle Eliten in den Ansprachen Pius´ XII. an das Patriziat und den Adel von Rom“. ÖJCGDR Wien, 2006, Documente IV, S. 295.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Jesus, Maria und Josef stammen aus königlichem Geschlecht I

Aus einer Predigt des heiligen Bernhardin von Siena (1380-1444) über den hl. Josef:

„Vor allem, bedenken wir den Adel seiner Gattin, das heißt, der Allerheiligsten Jungfrau. Die Glückselige Jungfrau ist das alleredelste aller Geschöpfe, die je in menschlicher Form existiert haben mögen, die tatsächlich oder möglicherweise erschaffen worden sein könnten. Nach dem hl. Matthäus (1. Kap.) dreimal vierzehn Generationen, von Abraham bis einschließlich Jesus Christus gerechnet, stammt sie von vierzehn Patriarchen, vierzehn Königen und vierzehn Fürsten ab. [...]

Der hl. Lukas, beschreibt im 3. Kapitel seines Evangeliums ebenfalls ihren Adel, bei Adam und Eva beginnend und in ihrer Genealogie fortfahrend bis zu Christus. [...]

In zweiter Linie beachten wir den Adel ihres Gatten, das heißt, des heiligen Josef. Erstammt aus urväterlichem, königlichem und fürstlichem Geschlecht, indirekter Linie, wie schon gesagt wurde. Denn S. Matthäus, im ersten Kapitel, verfolgt diese Linie der Väter von Abraham an, bis auf den Mann der Jungfrau und legt dar, daß in ihr alle Würde der Väter, Könige und Fürsten zusammenfällt. [...]

Drittens, untersuchen wir den Adel Christi. Er war folglich, wie sich aus dem vorhergehenden ergibt, Patriarch, König und Fürst, von seiten der Mutter und des Vaters. [... ]
Die genannten Evangelisten beschreiben die adelige Abstammung der Jungfrau und Josefs, um den Adel Christi zu bekunden. Josef war, wenn es erlaubt ist, es so zu sagen, so sehr Adeliger, daß er den irdischen Adel, in gewisser Weise, an Gott in Unserem Herrn Jesus Christus übertrug“.

Sancti Bernardini Senensis Sermones Eximii, Band IV in Aedibus Andreae Poletti, Venetiis, 1745, S. 232. in Plinio Corrêa de Oliveira, „Der Adel und vergleichbare traditionelle Eliten in den Ansprachen Pius´ XII. an das Patriziat und den Adel von Rom“. ÖJCGDR Wien, 2006, Documente IV, S. 294 f.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Das leben der Weihe an das Heiligste Herz Jesu


Alle Übungen der „Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens und zum Heiligsten Herzen Jesu“ helfen uns die Weihe im Alltag umzusetzen. Dazu gehören auch die tägliche kurze Weiheerneuerung, sowie die jährliche am Weihetag. Was die hl. Margareta Maria im Bezug auf die Verwirklichung der Weihe an das göttliche Herz Jesu an ihre frühere Oberin schreibt, trifft auch für uns zu:

„Es gilt, sich selber und alles, was von uns abhängt, Seinem Heiligsten Herzen gänzlich aufzuopfern, vorbehaltlos, um nichts mehr zu wollen als durch den Willen dieses liebenswürdigen Herzens hindurch... Dieses göttliche Herz muss so sehr den Platz der unseren einnehmen, dass es allein in uns lebt und für uns handelt...“ 

„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!“ (Gal 2,20) sagt dementsprechend der heilige Paulus.

„Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euer Inneres. Euer steinernes Herz werde ich wegnehmen und euch ein Herz von Fleisch geben. Ich will Meinen Geist in euer Inneres geben...“ (Ez 36,26-27)

Die zwölf Verheißungen

Wunderbar sind die Versprechen Jesu, die Er der hl. Margareta Maria Alacoque für jene gibt, die sich der Verehrung Seines Heiligsten Herzens weihen:

1. „Ich werde ihnen alle in ihrem Stande notwendigen Gnaden geben!

2. Ich werde ihre Familien den Frieden schenken!

3. Ich werde sie in allen ihren Kreuzen trösten!

4. Ich werde ihre sichere Zufluchtsstätte in ihrem leben und besonders in ihrer Sterbestunde sein!

5. Ich werde sie in ihren Unternehmungen segnen!

6. Die Sünder werden in meinem Herzen die Quelle und ein unendliches Meer der Barmherzigkeit finden!

7. Die lauen Seelen werden die Gnade des Eifers im Guten empfangen!

8. Die eifrigen Seelen werden sich sehr schnell zu einer großen Vollkommenheit erheben!

9. Die Priester werden die Gaben erhalten, auch die verhärtesten Herzen zu führen!

10. Ich werde die Häuser segnen, in denen das Bild Meines Heiligsten Herzens aufgestellt und verehrt wird!

11. Die Namen derjenigen, die diese Verehrung zu verbreiten suchen, werden in meinem Herzen eingeschrieben sein und nie wieder gelöscht werden!

12. Ich werde Meinen Gnaden kein Maß und keine Grenzen setzen für alle, die sie in Meinem Herzen suchen!“


Samstag, 18. Oktober 2014

Gebet zu Jesus, dem König aller Zeiten



von Papst Pius XII.

O Jesus, Du bist König aller Zeiten, Unsterblicher und Unsichtbarer, Dir sei aller Zeiten Ehre und Ruhm. Um Dich kreisen alle Jahrhunderte. Ist nicht in Dir, dem Erlöser der gefallenen Menschheit, die Vergangenheit erfüllt worden, wie das Auge des Propheten es vorausgesehen hat? Bist nicht Du die Fülle der Zeit? Wir schauen Dich, wie Du herabkamst vom Himmel zum gewaltigen Geschehen auf Golgotha, wie Du als Erstgeborener von den Toten auferstandest, um als Sieger in den Himmel aufzufahren. Die Zeitenfolge hat ihren Namen von Dir. Es kamen Deine Boten und kündeten Deine Wundertaten, allen voran der heilige Petrus, der noch immer lebt in seinen unfehlbaren Nachfolgern. Auf Dich blickt der Glaube, zu Dir hin geht die Sehnsucht der Hoffnung und die Glut der Liebe.

Alle Jahrhunderte leiden und streiten für Dich. Durch Dich nehmen die jungen Nationen mildere Sitten an und treten in die Gemeinschaft der Kulturvölker ein; Dir gründen sie Zufluchtsstätten des Friedens und der Heiligung, entzünden sie Leuchtfeuer der Wahrheit, bauen sie Bögen und Pfeiler von schwindelnder Höhe, dass sie die Stufen Deines Thrones zu erreichen scheinen, wahre Triumphbögen auf den Wegen Deines sich ausbreitenden Sieges. Vor dem Auge Deines Statthalters ziehen sie einher, die Scharen der Märtyrer, die Chöre der Jungfrauen, die Zahl der Gelehrten, all die frommen Familien, die unübersehbare Zahl Deiner Gläubigen. Herrsche, o Jesus, und triumphiere! Dein Reich komme, immer mehr komme es zu uns! Deine Herrschaft erstrahle über dieser Erde! Gib, dass sie immer mehr erkannt und geliebt werde! Immer schöner und machtvoller zeige sie sich, unendlich an Macht gleich Deinem heiligen Blut, das zu unserer und der ganzen Welt Erlösung vergossen ward! Wie viele Schafe aus Deiner Herde, für die Du zu Deinem Vater gebetet hast, irren noch umher, fern von dem einen Hirten, den Du zum Führer und Verteidiger der wahren Weideplätze des Lebens eingesetzt hast! Gib, dass unter seiner Hand sich alle versammeln um Dich, den göttlichen Hirten unserer Seelen!

Wir sind Deine Söhne und nehmen teil an Deinem Sieg. Seit neunzehn Jahrhunderten wird uns die Frucht der Erlösung zuteil, die Du auf Golgotha vollzogen hast. Was können wir da anderes tun als Dich anbeten, Dir Dank sagen und uns niederwerfen vor Deinem Kreuz, auf dass Dein Blut als unsere Kraft und unser Heil immer reichlicher auf uns herabfließe.

Göttlicher Heiland, erlöse uns von der sterblichen Hülle des Leibes. Befreie Deine Braut, die Kirche, von den Fesseln, die ihre Feinde ihr anlegen. Entzünde in allen, die an Dich glauben, jene Liebe, die die Brüder erlöst und die hienieden die Einheit der Herzen und der Seelen schafft. So werden wir alle, von Deinem mächtigen Arm gehalten, uns erheben über die Wetterstürme der Welt, hinauf aus der Dunkelheit des Glaubens, um in der lichten Schau Deines ewigen Sieges immerdar glückselig zu sein. Amen.

Der Kampf gegen die Geschlechtsrollenstereotypen in den deutschen Kitas

Mathias von Gersdorff

Möglicherweise aufgrund der Lautstärke der Proteste gegen den „Bildungsplan 2015“ in Baden-Württemberg entging der breiten Öffentlichkeit, dass in den Kindertagestätten (Kitas), also für drei- bis sechsjährige Kinder, ein Umerziehungsprogramm eingeführt wurde, der gewissermaßen noch radikaler ist, als das Projekt für die Schulen.

Maßgeblich in Baden-Württemberg ist die Schrift „Gleichstellung beginnt im Kindergarten - Eine Arbeitshilfe zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in Kindertageseinrichtungen“, herausgegeben vom „Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Senioren Baden-Württemberg“. Die 80-seitge Schrift kann von der Internetseite www.sozialministerium-bw.de heruntergeladen werden.

Die Schrift wurde von Gunter Neubauer, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts SOWIT, verfasst. Die Tendenz des Instituts wird deutlich wenn man erfährt, was es unter dem Begriff „Geschlecht“ versteht: „Geschlechter werden gemacht, können aber auch neu ausgebildet und verbessert werden. Es gilt, Geschlechterpotenziale zu nutzen! Wir sehen Geschlechter besonders in ihren gestaltbaren Seiten und nutzen dieses Potenzial bei der Entwicklung von Organisationen und Unternehmen.“ Nach diesem Grundsatz ist die Arbeitshilfe für das baden-württembergische Familienministerium geschrieben: Wie „verbessert“ man die Geschlechter – aber noch viel mehr, wie wir noch sehen werden – in und durch die Kitas.

Liest man diese ungeheuerliche Schrift, stellt man schnell fest, dass der Autor und die gesamte Gender-Mainstreaming-Ideologie von einem düsteren Bild des Menschen, der Gesellschaft, der Kultur und der Familie beseelt sind. Diese negative, geradezu deprimierende Sichtweise, durchzieht den gesamten Text und ist wohl der Antrieb der Leute, die meinen, man müsse die menschliche Natur, die Familie und die Gesellschaft „korrigieren“. Diese Drei sind in der Wahrnehmung der „Gender-Mainstreamer“ dermaßen korrumpiert, dass man schon bei dreijährigen Kindern mit der Umerziehung beginnen muss, um anständige – sprich gendergerechte - Menschen hinzukriegen.
Eine ernsthafte psychologische Studie über die Macher des „Gender-Mainstreaming“ würde sicherlich Erstaunliches ans Licht bringen und zeigen, in wessen Hände die Kinder hierzulande gegeben werden.

Die ersten Opfer der Gender-Maistreaming-Umerziehung in den Kitas sind natürlich die Kinder. Ihre Mentalität, die sie im Elternhaus erworben haben, muss dekonstruiert und nach der Gender-Ideologie neu programmiert werden (Der Duktus des Textes entspricht eher einem Text über Computer als über Menschen): „Bei der Auswahl und Zusammenstellung von Spielmaterialien wird darauf geachtet, dass Geschlechtsrollenstereotypen aktiv und bewusst entgegen gewirkt wird.“ Die gemeinten „Geschlechtsrollenstereotypen“ können dreijährige Kinder nur im Elternhaus bekommen haben. Allein an diesem Satz erkennt man, wie dezidiert der Autor gegen das Elternrecht vorgeht und welche moralische Autorität er sich zumisst.

Das Papier gibt klare Anweisungen, wie die Charakterwäsche vollzogen werden soll: „Geänderte Spiele unterstützen Einverständnis abseits der traditionellen Rollen. Buben lernen zum Beispiel wickeln und nicht nur Garagen bauen, Mädchen bauen Hochhäuser und nicht nur Puppenbetten und sie lernen, ihre Interessen durchzusetzen.“

Das Papier des baden-württembergischen Ministeriums verheimlicht gar nicht, dass dieser Erziehungsansatz im Feminismus der 1970er und 1980er Jahre wurzelt, denn damals wurde „die Reproduktion von Rollenstereotypen im Kindergartenalltag thematisiert und kritisiert. Aus dieser Tradition speist sich ein Verständnis von Geschlechterpädagogik als Vermeidung des geschlechtertypischen Rollenlernens.“ Wie allgemein bekannt, sah der Feminismus dieser Jahrzehnte in der Familie und in der Frau als Mutter die Haupthindernisse für die Emanzipation der Frau. Gunter Neubauer möchte also seine Schrift ausdrücklich in der Tradition der emanzipatorischen Bewegung der Zeit unmittelbar nach der 1968er-Revolution setzen.

Damit ein Erzieher seine Rolle effizient erfüllt, soll er sein ganzes Handeln unter folgenden Postulat stellen: „Der Reflexionshintergrund für Gender-Kompetenz ist das Wissen darum, dass Geschlechterverhalten und Geschlechterverhältnisse „gemacht“ und nicht einfach „natürlich“ sind“. Das ist der Grundgedanke de „Gender-Mainstreamings“. Bemerkenswert ist allerdings, wie unkritisch man annimmt, das Geschlechtsverhalten und die Geschlechtsverhältnisse seien mit drei Jahren schon derart willkürlich „gemacht“, dass man die Kinder schon zu diesem Zeitpunkt umprogrammieren muss. Dass das Geschlechtsverhalten bei einem dreijährigen Kind möglicherweise von Natur aus gegeben ist, wird gar nicht in Betracht gezogen.

Kindertagesstätten sind für die Genderisten nicht nur ein Instrument der Umerziehung von Kindern, sondern auch der Familien bzw. der Eltern der Kinder. Über die Kitas soll auch das Familienleben umgestaltet werden und die traditionellen Rollenmuster in der Familie dekonstruiert werden: „Im Alltag der meisten Kindertageseinrichtungen geht man stillschweigend davon aus, dass vor allem die Mütter für Erziehungsfragen und den Kontakt zum Team „zuständig“ sind auch wenn sich Väter immer öfter blicken lassen und eine zunehmend aktive Erziehungsrolle übernehmen wollen.“ Den Erziehern in den Kitas sollte es eigentlich egal sein, wie die Eltern die Erziehung ihrer Kinder organisieren. Doch für die Genderisten ist die Kita ein Ort einer umfassenden Gesellschaftsumgestaltung. Welches Recht sie dazu haben, wird gar nicht hinterfragt. Für sie ist das eine Selbstverständlichkeit.

Spätestens an dieser Stelle wird einem klar, dass die Gender-Ideologen sich wie die Verkünder einer neuen Religion gebaren: Sie sind von ihrer Sache völlig überzeugt und fühlen sich im Besitz der absoluten moralischen Autorität. In der gesamten Schrift des baden-württembergischen Familienministeriums ist kein einziges Wort enthalten, das auf Selbstkritik oder Selbstzweifel schließen ließe. Die Genderisten sind dermaßen davon überzeugt, sie hätten die Wahrheit gepachtet, dass sie keinerlei Skrupel spüren, wenn sie über die Mentalitäten der Kinder, über das Familienleben und über die gesellschaftlichen Gewohnheiten urteilen. Alles muss von ihnen „korrigiert“ und in die „richtige“ Bahn gelenkt werden.

Entsprechend der „Arbeitshilfe“ zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in Kindertageseinrichtungen sollen die Kitas auch an der ideologischen Umpolung des Volkes mitwirken, indem sie einen neuen Familienbegriff prägen: „Für Erzieherinnen und Erzieher gilt es aber auch, einen professionellen Blick für die Vielfalt moderner Familienformen mit ihren teils ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu entwickeln: traditionelle Familien (Vater arbeitet, Mutter ist zuhause), modernisierte Familien (z.B. beide sind berufstätig, verbinden Erwerbs- und Familienarbeit oder praktizieren einen Rollentausch), „neue Eltern“ (alleinerziehende Mütter und Väter, „Regenbogenfamilien“), zusammengesetzte Lebens- und Familienformen (Stief- oder Fortsetzungsfamilien, Wohn- und Lebensgemeinschaften). Hilfreich ist dabei die Reflexion der eigenen Familiengeschichte und des eigenen Familienbilds. Familien stärken, heißt dann, sich offen und einladend für alle Familienformen zu zeigen und die eigene Praxis entsprechend zu gestalten von der Anmeldung, Aufnahme und Eingewöhnung über Elterngespräche und Angebote der Elternbildung „für alle“ bis hin zur Gestaltung von Festen.“

Gunter Neubauer setzt einfach voraus, Patchwork sei das neue Familienbild, obwohl das weder in der Politik noch in der Gesellschaft so ist. Es leben zwar viele Menschen in Verhältnissen, die nicht der traditionellen Familie entsprechen, dennoch wird diese als die ideale Partnerschaftsform von einer großen Mehrheit angesehen. Für die Genderisten spielt das keine Rolle. Sie haben die Wahrheit schon anders definiert.

Auch „Diversity“ bzw. “Akzeptanz sexueller Vielfalt“ darf in der Kita nicht fehlen, denn „Respekt und Toleranz für die moderne Vielfalt von Geschlechterrollen, Geschlechtsidentitäten und Familienformen“ seien zu fördern – bei dreijährigen Kindern!

Offensichtlich sollen die Kitas die Kinder lebenslang prägen. Die Aufgabe der Kitas ist, aus den Kindern den neuen genderkonformen Menschen zu basteln: „Bei der Entwicklung von Gehirnstrukturen gibt es kein voreingestelltes biologisches Programm, das Entwicklungen absolut determiniert. Das Gehirn ist vielmehr ein biosoziales Organ, das sich nur in der Interaktion mit der natürlichen, vor allem aber der sozialen Umwelt entwickeln kann. Insofern ist jedes Gehirn das Ergebnis seines Gebrauchs (Gerald Hüther). Daraus folgt eine große Offenheit für kulturelle Prozesse.“

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Die Genderisten wollen nicht bloß die Ansichten, Meinungen, Anschauungen ändern, was ja auch jede politische Partei oder Kirche anstrebt: Nein, ihr Ziel ist die Veränderung des menschlichen Gehirns um so eine lebenslange Prägung zu erzielen! In der Antike wurden Sklaven Brandzeichen auf die Haut gesetzt. Heute wird die Gender-Ideologie ins Gehirn eingebrannt, um aus den Menschen Sklaven dieser Ideologie zu machen.

Spätestens an dieser Stelle versteht man, wieso die Gender-Revolution mit den dreijährigen Kindern durchgeführt werden muss. Die Genderisten wissen: je jünger ein Gehirn, desto beeinflussbarer ist es.

Die Hartnäckigkeit, die Zielstrebigkeit aber auch die Bosheit, mit der die Genderisten vorangehen, ist erschütternd. Unfassbar auch, wie die Union diese Revolution gefördert hat. Eine C-Politikerin, Bundesfamilienministern Ursula von der Leyen während der Großen Koalition 2005-2009, hat die entscheidenden Maßnahmen zur Durchsetzung des Gender-Mainstreamings in Deutschland durchgeführt.

Diese Revolution konnte nur im Stillen durchgeführt werden, so ungeheuerlich ist sie. Würde die große Mehrheit der Menschen erfahren, welche radikalen Fanatiker da am Werk sind, wäre ihre Durchführung nicht möglich. Doch die Erfahrung zeigt, dass man sich nicht groß auf die Politik verlassen darf. Wie in vielen anderen Themenbereichen auch, kann nur der Protest der Basis der Gesellschaft, also des Volkes selbst, diesen Angriff auf die Kindheit abwenden.

(aus „Junge Freiheit“ vom 10.03.2014 unter dem Titel „Angriff auf die Kindheit“)