Mittwoch, 18. März 2009

XI. Revolution, Sünde und Erlösung — Die revolutionäre Utopie

Unter den vielen Aspekten der Revolution ist es wichtig hervorzuheben, dass sie ihre Kinder dazu führt, Begriffe wie Gut und Böse, Erbsünde und Erlösung zu unterschätzen oder gar zu leugnen.

1. Die Revolution leugnet Sünde und Erlösung

Wie wir gesehen haben, ist die Revolution ein Kind der Sünde. Würde sie diese Tatsache jedoch anerkennen, würde sie sich selbst bloßstellen und sich gegen ihren eigenen Ursprung wenden.
So erklärt es sich, daß die Revolution nicht nur mit einem Mantel des Schweigen ihre Herkunft bedeckt, sondern sogar den Begriff der Sünde selbst leugnet. Diese radikale Leugnung der Sünde schließt ebenso die Erbsünde wie die persönliche Sünde ein. Sie geschieht vor allem:
— in philosophischen und juristischen Systemen, die einem moralischen Gesetz jede Gültigkeit und gar Existenz absprechen oder es auf die haltlosen, lächerlichen Fundamente des Laizismus stellen,
— in Tausenden von Propagandaaktionen, die die Massen in einen seelischen Zustand versetzen, in dem es zwar nicht geradeheraus heißt, es gebe keine Moral, aber doch so getan wird, als sei nicht vorhanden; die der Tugend geschuldete Verehrung aber wird auf Götzen wie Geld, Arbeit, Macht, Erfolg, Sicherheit, Gesundheit, körperliche Schönheit, Muskelkraft, Sinnengenuß und dergleichen umgeleitet.So zerstört die Revolution im heutigen Menschen nach und nach den Begriff der Sünde selbst und damit die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Ipso facto leugnet sie dann auch die Erlösung durch Unseren Herrn Jesus Christus, denn ohne Sünde verliert diese ihren Sinn und jeden logischen Bezug zu Geschichte und Leben.

2. Ein geschichtliches Beispiel:
Die Leugnung der Sünde im Liberalismus und Sozialismus

In jeder Phase war die Revolution stets darauf aus, die Sünde zu unterschätzen oder radikal zu leugnen.

A. Die unbefleckte Empfängnis des Individuums

In ihrer liberalen, individualistischen Phase lehrte sie, daß der Mensch über eine unfehlbare Vernunft, einen starken Willen und jeder Zügellosigkeit abholde Leidenschaften verfügt. Daraus wurde die Vorstellung von einer menschlichen Ordnung abgeleitet, in der das als vollkommenes Wesen angesehene Individuum alles war, der Staat aber nichts oder fast nichts, ein notwendiges Übel und vielleicht nur vorerst notwendig. In dieser Zeit, glaubte man, die einzige Ursache allen Übels, aller Irrtümer und Verbrechen sei die Unwissenheit. Schulen eröffnen hieße Gefängnisse schließen. Das Hauptdogma dieser Illusion war die unbefleckte Empfängnis des Individuums.
In dieser Phase versuchte der Liberale sich von einer eventuellen Übermacht des Staates zu verteidigen und die Bildung von Cliquen, die ihm die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten abnehmen würden, zu verhindern. Seine wichtigsten Waffen dazu waren die Gewährung politischer Freiheiten und die Einführung des allgemeinen Wahlrechts.

B. Die unbefleckte Empfängnis der Masse und des Staates

Die Unhaltbarkeit dieser Lehre zeigte sich wenigstens teilweise schon im vergangenen Jahrhundert. Die Revolution gab jedoch nicht auf. Statt ihren Irrtum zuzugeben, ersetzte sie ihn durch einen neuen, nämlich durch die unbefleckte Empfängnis der Massen und des Staates. Der Einzelne neigt zum Egoismus und kann irren; die Massen aber irren nie und lassen sich nicht von den Leidenschaften hinreißen. Ihr makelloses Werkzeug ist der Staat. Ihr unfehlbares Sprachrohr ist das allgemeine Wahlrecht, das von sozialistischen Gedankengut durchdrungene Parlamente schafft, oder aber der starke Wille eines charismatischen Diktators, der die Massen stets zur Verwirklichung ihres Willens führt.

3. Die Erlösung durch Wissenschaft und Technik: Die Utopie der Revolution

Gleich ob die Revolution ihr ganzes Vertrauen auf das einzelne Individuum, die Massen oder den Staat setzt, sie vertaut sich immer dem Menschen an. Durch Wissenschaft und Technik selbständig geworden, kann er alle seine Probleme lösen und Schmerz, Armut, Unwissenheit, Unsicherheit, alles schließlich, was wir als Folge der Erbsünde und der aktuellen Sünde bezeichnen, aus der Welt schaffen.
Eine Welt, in der die zu einer Weltrepublik vereinigten Vaterländer nichts anderes sind als geographische Bezeichnungen, eine Welt ohne soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, unter der Leitung von Wissenschaft und Technik, durch Propaganda und Psychologie, in der der Mensch ohne Rückgriff auf das Übernatürliche seine endgültige Glückseligkeit verwirklichen kann: das ist die Utopie, zu der die Revolution uns führt.In einer solchen Welt hat die Erlösung durch Unsern Herrn Jesus Christus kein Platz mehr, denn der Mensch wird das Böse durch die Wissenschaft überwunden und die Erde in einen technisch vergnügliche „Himmel“ verwandelt haben. Und mit einer unendlichen Verlängerung des Lebens hofft er eines Tages auch den Tod besiegen zu können.

Freitag, 6. März 2009

XII. Der pazifistische und antimilitaristische Charakter der Revolution

Das im vorausgegangenen Kapitel Gesagte macht es uns leicht, den pazifistischen und antimilitaristischen Charakter der Revolution zu verstehen.

1. Die Wissenschaft wird Kriege, Streitkräfte und Polizei erübrigen

Im technologischen Paradies der Revolution hat immerwährender Friede zu herrschen, denn die Wissenschaft beweist, daß der Krieg ein Übel ist, und die Technik wird in der Lage sein alle Kriegsursachen zu verhindern.
Deshalb sind Revolution und Streitkräfte grundsätzlich Unvereinbar miteinander. Deshalb müssen die Streitkräfte völlig abgeschafft. Solange Wissenschaft und Technik aber noch nicht in der Lage sind, das Verbrechen zu beseitigen, wird es in der Weltrepublik nur eine Polizei geben.

2. Doktrinäre Unvereinbarkeit von Revolution und Uniform

Schon allein die Präsenz der Uniform bedeutet mittelbar das Bestehen einiger Wahrheiten, die zwar ohne Zweifel allgemeiner, aber nichtsdestoweniger gegenrevolutionärer Natur sind:
— Dass es Werte gibt, die über dem Leben stehen, und für die man zu sterben bereit sein muß. Gerade dies widerspricht der sozialistischen Mentalität, die eine tiefe Abneigung gegen alles hegt, was Gefahr und Schmerz mit sich bringt, denn für sie ist Sicherheit das höchste Gut und sie hängt mit allen Kräften am Leben;
— Dass es eine Moral gibt, denn das ganze Militärwesen beruht auf Begriffen wie Ehre und Stärke, die im Dienste des Guten und gegen das Böse stehen.

3. Das „Temperament“ der Revolution ist dem militärischen Leben abgeneigt

Zwischen der Revolution und dem Militärgeist besteht schließlich eine aus den entgegengesetzten Temperamenten geborene Abneigung. Solange die Revolution nicht alle Zügel in der Hand hat, gibt sie sich redselig, fabulierend, deklamatorisch. Es widerstrebt dem gegenwärtigen Temperament der Revolution die Dinge direkt, auf drastische, trockene Art, „more militari“ zu erledigen. Wir sagen „gegenwärtig“ und meinen damit das Stadium, in dem sich die Revolution heute in unserer Mitte befindet. Denn wir wissen wohl, dass es nichts Despotischeres und Grausameres gibt als die Revolution, wenn sie allmächtig wird; Russland ist dafür ein gutes Beispiel. Aber selbst dort bleibt noch ein Unterschied bestehen, denn militärischer Geist hat nichts mit Henkersgeist gemein.

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Nachdem wir die revolutionäre Utopie unter ihren verschiedenen Aspekten analysiert haben, betrachten wir den ersten, über die Revolution handelnden Teil dieser Arbeit als abgeschlossen.