Donnerstag, 22. Januar 2015

Linkskatholiken planen Sturm auf die Familiensynode

von Mathias von Gersdorff

Einer der wichtigsten Akzente im Pontifikat von Papst Franziskus ist die Ehe- und Familienpastoral. Um die Anforderungen unserer Zeit zu analysieren und zu besprechen, berief er eine „kleine“ Bischofsversammlung ein, die im Oktober 2014 stattfand. Diese Synode sollte eine „große“ Familiensynode vorbereiten, die im Oktober 2015 durchgeführt wird.
Wie hier schon im vergangenen September beschrieben, werden beide Familiensynoden vom Linkskatholizismus als willkommene Anlässe genutzt, wieder aktiv für ihre revolutionäre „Vision“ von Kirche und Lehramt zu werben.
Speerspitze des deutschen Links- oder Reformkatholizismus ist die Bewegung „Wir sind Kirche“. Seit etwa 20 Jahren kämpft sie für eine egalitäre Kirche und dient einer liberalen Auffassung von Moral: Schleifung der Unterschiede zwischen Laien und Priestern, Abschaffung des Zölibats, Akzeptanz außerehelicher Sexualität, Akzeptanz der Wiederheirat nach Scheidung, Verständnis für Abtreibung usw.

Pastorale Zukunftsmodelle ohne Tabus
„Wir sind Kirche“ ist ideologisch auf dem neuesten Stand

Somit propagiert „Wir sind Kirche“ innerhalb des Katholizismus sämtliche Positionen, die im säkularen Bereich diverse Organisationen und Aktivisten der sexuellen Revolution im Geiste der 1968er-Bewegung vertreten.
Wegen der durch Kardinal Kasper neu entflammten Diskussion über eine mögliche kirchliche Neubewertung von wiederverheirateten geschiedenen Katholiken, kamen alle Themen von „Wir sind Kirche“ auf den Tisch. Lange Zeit war von dieser sogenannten „Basisbewegung“ kaum etwas zu hören. In gewisser Weise hat Kardinal Kasper sie wieder aus der Versenkung geholt.
„Wir sind Kirche“ Deutschland will
 Mess-Simulationen wie in Österreich
Trotz ihrer Inaktivität ist „Wir sind Kirche“ ideologisch nicht in der Zeit stehengeblieben. Sie haben im Arbeitspapier „Texte und Arbeitshilfen zur Familien-Synode 2014-2015“ komplett die Entwicklungen der sexuellen Revolution der letzten Jahre übernommen.

Progressisten wollen alle Ebenen unterwandern

So treten sie heute für eine positive Bewertung der Homosexualität und von homosexuellen Partnerschaften ein, sie fordern eine positive Bewertung für das „breite Spektrum sexueller Beziehungen unterschiedlicher Intensität und Ausdrucksformen“, sie fordern die Akzeptanz von künstlichen Verhütungsmitteln usw. Diese Forderungen finden sich in einem Positionspapier mit dem Namen „Sexualität als lebenspendende Kraft“, was schon vieles über die Gesinnung der Autoren sagt.
Auch ihre Auffassung von Familie unterscheidet sich kaum noch von jener der Gender-Ideologen: „Ehrlich bemühte Christinnen und Christen in Sachen Familie und Partnerschaften finden sich in unterschiedlichen Lebens? und Familienformen: gut gelebte Ehen mit und ohne Kinder, gescheiterte Ehen und Partnerschaften, gelingende zweite Ehen, alleinerziehende Mütter und Väter, Patchwork?Familien, homosexuelle Partnerschaften mit und ohne Kinder, Singles in familienähnlichen Netzwerken…“
„Wir sind Kirche“ beschränkt sich aber nicht bloß darauf, Forderungen zu stellen und Arbeitspapiere zu redigieren. Sie will in allen Ebenen aktiv werden, um eine revolutionäre Kirche einzurichten. Eine Liste mit fast zwanzig „Aktionsmöglichkeiten vor Ort“ erklärt den Anhängern, wie sie die Ansichten der Bewegung bekannt machen können. Ein „Synoden-Fahrplan“ erläutert die wichtigsten Etappen bis zur Synode und koordiniert die bundesweiten Aktivitäten, um die größtmögliche Wirkung zu erreichen.

Die Hirten jagen den Wolf nicht fort

Kurz: „Wir sind Kirche“ hat eine regelrechte Kampagne organisiert mit dem Ziel, die sexuelle Revolution in der Familiensynode 2015 in die katholische Kirche einzuführen.
Diese Bewegung steht in Deutschland natürlich nicht alleine da. Eine Schar von subventionierten Theologen leistet die intellektuelle Vorarbeit, um die katholische Ehe- und Sexualmoral zu demontieren. Sie publizieren in renommierten Verlagen wie Herder oder Patmos (eine Auswahl hier). In ihren Schriften werden so gut wie alle Thesen der sexuellen Revolution in theologischer Sprache wiedergegeben, inklusive der letzten Ausprägungen der Gender-Ideologie. Die Aktivisten von „Wir sind Kirche“ brauchen diese Bücher nur zu lesen, um genügend Argumente für ihren Propagandafeldzug zu sammeln. Kurz: In Deutschland existiert eine gut geölte Maschinerie zur Zerstörung essentieller Bereiche des katholischen Lehramtes.
Fast unnötig zu sagen, dass wenige im deutschen Episkopat den unverschämten Forderungen von „Wir sind Kirche“ widersprechen. Viele unterstützen sogar die Implementierung von Kardinal Kaspers Vorstellungen zur Familienpastoral. Dass diese schon mehrmals widerlegt wurden, unter anderem durch Kardinal Ratzinger, als er noch Glaubenspräfekt war, spielt keine Rolle. Auf Biegen und Brechen wollen die Progressisten die katholische Kirche dem modernen Zeitgeist anpassen. Diese Situation ist natürlich nicht neu. Neu ist allerdings die Entschlossenheit, mit der man die katholische Ehe- und Sexualmoral über Bord werfen will.

Glaubenstreue Katholiken aus Polen, Kroatien und Afrika stützen uns

Dass in Deutschland die katholische Kirche nicht schon längst einen Sonderweg eingeschlagen hat, ist maßgeblich in Deutschland lebenden Gläubigen aus Kroatien, Polen oder Afrika zu verdanken. Ohne diese Katholiken würde vielerorts, vor allem in Großstädten, überhaupt kein Glaubensleben mehr existieren. Zudem werden sie immer aktiver und mischen sich inzwischen auch in kirchenpolitische Angelegenheiten ein. Der hierzulande noch herrschende Laien- und Rätekatholizismus von Reformkatholiken, der in den entscheidenden Ämtern sitzt und über großzügige finanzielle Mittel verfügt, bekommt allmählich Konkurrenz.
Hoffnung für die katholische Kirche in Deutschland kommt aus Ländern und Regionen, in denen der Glaube noch nicht so stark verdunstet wie bei uns: Polen, Asien, Afrika. Von dort sowie aus den USA kam bei der Familiensynode im Oktober 2014 der größte Widerstand gegen die Demontage der Ehe- und Sexualmoral. Treibende Kraft war ein Teil des deutschen Episkopats, der sich den Thesen Kardinal Kaspers anschloss.
Aber Hoffnung kommt auch von deutschen Katholiken selbst. Lange Zeit haben sie es zugelassen, dass sich der linksliberale moderne Geist in der Kirche ausbreitet. Doch auch diese Katholiken werden aktiver und organisieren sich.


Mariens Herz wird triumphieren

Wie diese Auseinandersetzung ausgehen wird, ist noch ungewiss. Eines ist sicher: Die katholische Kirche in Deutschland geht turbulenten Zeiten entgegen. „Doch am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren“ hat die Gottesmutter in Fatima versprochen. O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen!

Aus „Junge Freiheit“ vom 20.01.2015

Im Schoß der Familie


Jahrhundertelang war die Familie ein Bollwerk gegen die „feindliche“ Außenwelt, ein zuverlässiger Zufluchtsort, aber auch ein „Sprungbrett“ ins Leben. Die Familie war eine festgefügte, solidarische Gemeinschaft, die allen, die ihr zugehörten, Schutz und Sicherheit bot, Hilfe in kritischen Situationen, Unterstützung in allen Lebenslagen, Trost und Rat, Aufmunterung und Rückenstärkung.
Als kleinste Lebenszelle der Gesellschaft hatte sie auch ihre eigenen Gesetze, gegen die man nicht ungestraft verstoßen durfte – wer sich außerhalb der Familie stellte, wer aus der Gemeinschaft der Sippe ausbrach, bekam dies meist sehr unangenehm zu spüren. Diese älteste und solideste aller gesellschaftlichen Institutionen übte, unbeirrt vom Wandel der Meinungen, in allen Gesellschaftsordnungen ihre wichtigsten Funktionen aus: Sie allein konnte den Kindern innerhalb ihres Bereichs ein notwendiges festes Maß an Fürsorge zuteil werden lassen, sie bestimmte, durch ihren sozialen Status und durch ihren psychischen Einfluss, weitgehend den Platz, den ihre Mitglieder im späteren Leben einnahmen. Sie vermittelte die erste Lebensorientierung und die „emotionale Erhaltung“ durch die Fürsorge, die Liebe und die seelische Nähe, die die Familienmitglieder einander angedeihen ließen. Die Familie war auch in der wilhelminischen Gesellschaft Mittelpunkt und Richtschnur für alle ihre Mitglieder. Sie bildete eine Gemeinschaft, in der die Generationen einander zugehörig fühlten, die die Kraft hatte, die „Verwandtschaft“, auch die angeheiratete, völlig zu integrieren — und das Leben dieser Gemeinschaft, ihr Schicksal, die „Familienmeinung“ — das ging alle an! Zu jener Zeit war „die Großfamilie“ noch gang und gäbe.


Quelle: „Die gute alte Zeit im Bild“ – Alltag im Kaiserreich 1871-1914 in Bildern und Zeugnissen präsentiert von Gert Richter. Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1974.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Die Testamentseröffnung


Die Testamentseröffnung – 1844
Josef DANHAUSER
Sammlung des Fürsten von und Liechtenstein, Vaduz – Wien

Rings um den Geistlichen, der die Pflichten des Notars wahrnimmt und einigen Zeugen sind die beiden Schwestern und ihre Familien versammelt, um vom Testament ihres Vaters Kenntnis zu erlangen. Dieser, dargestellt auf einem Bild, scheint an dem Vorgang teilzunehmen. Sein letzter Wille sorgt für eine große Überraschung: den Großteil seines Vermögens vermacht er seiner jüngeren Tochter, bisher arm und liebevoll, während die ältere, die hartherzig und böse ist, fast leer ausgeht.
Auf der rechten Seite jene, die belohnt wird und fassungslos vor Glück in Tränen ausbricht, in den Armen ihres Gatten, der ihr Kind trägt. Links die mürrische, überhebliche Tochter kann ihren Ärger, übergangen worden zu sein, nicht verbergen. Ihr Mann gibt ihr ein Zeichen, dass es Zeit ist, zu gehen.

Im Vordergrund, inmitten von Büchern und verschiedenen Gegenständen, die dem Verstorbenen gehört haben, steckt der traurige Hund seine Nase in einen alten Hausschuh.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ 
von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, November 2009)