Montag, 30. November 2015

Der Tod von Schwester Lucia und die Erfüllung der Botschaft von Fatima

Der Tod von Schwester Lucia und die Erfüllung der Botschaft von Fatima

Der Tod der letzten Seherin beendet eine Epoche in der Geschichte von Fatima – die der Mahnungen – und eröffnet eine neue: Die der Erfüllung der in der Mulde von Iria verkündeten letzten Ereignisse

Luis Dufaur

Am 13. Februar (1), in einer schlichten und einfachen Zelle im Karmel von Coimbra, schlossen sich die Augen der Schwester Lucia, die gleichen Augen, die 1917 die Muttergottes und den Engel von Portugal geschaut haben, endgültig für diese Welt.
Ein Gefühl der Trauer durchlief die katholische Welt. Aber auch zugleich eine quälende Frage: Jetzt, wo die letzte Seherin von Fatima tot ist, wie werden die Ereignisse, die in Verbindung mit Fatima stehen, sich entwickeln? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Absterben der Sr. Lucia und die Erfüllung der für die ganze Welt in der Mulde von Iria verheißenen Strafen?
In der langen Menschenschlange, die der Seherin die letzte Ehre erweisen wollte, sagte einer: „Ich fühle mich jetzt alleine. Es ist als ob ein Schutz, den ich ständig vernahm, verschwunden ist. Ich spüre das Bedürfnis für die Welt zu beten“. Ohne es zu ahnen, äußerte dieser Man die Gefühle vieler anderer. Denn einfach das Dasein der Sr. Lucia auf Erden erhielt in den Menschen die Hoffnung aufrecht, an einer abermaligen barmherzigen Warnung oder klärenden Orientierung Unserer Lieben Frau.
Doch die Majestät des Todes schloss auch ihre Lippen. Lucia ruht nun in einem schlichten Grab in der heiligen Klausur ihres Klosters (2). Ihr Heimgang in die Ewigkeit bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Folge der 1917 begonnenen Ereignisse abgeschlossen ist. In der katholischen Welt herrscht ein übereinstimmendes Gefühl, dass die „Causa Fatima“ in eine neue Phase getreten ist. So schreibt der renommierte Vatikanist und Journalist Vittorio Messori: „Fatima bildet ein unberuhigendes Knäuel von Geheimnissen. (...) Das Ableben der letzten Seherin hat die Angelegenheit nicht abgeschlossen. Vielleicht hat es sie eher wieder eröffnet, mit Hinweise auf unbekannte Zukunftsperspektiven“. (3)

Eine großartige Aufgabe

Schwester Lucia ging in die Geschichte ein, geschmückt mit der Großartigkeit der Botschaft, dessen Trägerin sie war und der heiligen Aufgabe, die ihr erteilt wurde. Eine Grandiose Aufgabe, die die Muttergottes ihr am 13. Juni 1917 übertrug: „Jesus will sich deiner bedienen, damit man mich kennen und lieben lernt. Er will, die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzens auf der Welt begründen“. (4) Ein Monat später fügte die Jungfrau hinzu: „Ich werde darum bitten, dass Russland meinem Unbefleckten Herz geweiht werden soll und das an den ersten Samstagen die Sühnekommunion gehalten werden soll“. (5)
In späteren Erscheinungen lehrten die Muttergottes und das Jesuskind Sr. Lucia die Praxis der Sühnekommunion an den ersten Samstagen. Schließlich während einer glanzvollen Erscheinung der Heiligsten Dreifaltigkeit und des Unbefleckten Herzens Mariens am 13. Juni 1929, gab Maria ihr zu wissen, „der Augenblick ist gekommen, wo Gott dem Heiligen Vater darum bittet, zusammen mit allen Bischöfen der Welt, Russland meinem Unbefleckten Herzen zu weihen, um es so zu retten“. (6)
Dies war ein entscheidender Zeitpunkt in der Durchführung der von Maria ihr aufgetragenen Aufgabe. Sie erfüllte ihren prophetischen Auftrag, in dem sie dem damals regierenden Papst Pius XI. diese feierliche Bitte zukommen ließ.

Eine lange Reihe von Bitten

Auf den ersten Blick könnte man annehmen, ihre Aufgabe wäre mit der Sendung der Bitte an den Papst abgeschlossen. Denn für den Vollzug der Weihe Russlands war die demütige Nonne nicht zuständig, sondern der Stellvertreter Christi auf Erden.
Pius XI. erhielt die Botschaft, doch aus nicht veröffentlichten Gründen hat er die Weihe nicht vollzogen. Damit eröffnete sich für Sr. Lucia die schmerzlichste und längste Phase ihrer Mission: hier und da immer wieder kindlich die Päpste an den Vollzug der Weihe, die die Muttergottes gebeten hatte, zu erinnern.
Die Jahre verliefen, ohne dass die Weihe vollzogen wurde. Bis Jesus, in einer vertrauten Erscheinung ihr mitteilte, dass die Zeit, die Verbreitung der Geißel der Irrtümer des Kommunismus zu verhindern, abgelaufen sei: „Sie wollten meine Bitte nicht erfüllen. Wie (damals) der König von Frankreich werden sie dies bereuen; sie werden es zwar tun, aber dann wird es zu spät sein. Russland wird seine Irrtümer schon über die Welt verbreitet und Kriege und Verfolgungen gegen die Kirche verursacht haben; der Heilige Vater wird viel leiden müssen“. (7)
Am 21. Januar 1935 teilte Jesus der Sr. Lucia mit, er sei „sehr unzufrieden, weil seine Bitte nicht erfüllt wurde“. (8) In nachfolgenden Briefen wiederholte Sr. Lucia die himmlischen Bitten und Warnungen bezüglich der Weihe Russlands.
Mehr noch. Am 2. Dezember 1940 schrieb sie direkt an Pius XII. und drängte auf den Vollzug der Weihe. Pius XII. weihte die Kirche und die Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens am 31. Oktober 1942. Doch sie erfüllten nicht die von der Muttergottes geforderten Bedingungen. Im Auftrag Jesu teilte Sr. Lucia dann dem Papst mit, da der Weiheakt „unvollständig war, wird die Bekehrung Russlands noch auf sich warten lassen“. (9)

Ein bedeutender Einsatz während des Konzils

1962 wurde das 2. Vatikanische Konzil eröffnet. Es war eine außerordentliche Gelegenheit für den Papst und die in Rom versammelten Bischöfe der ganzen Welt den Bitten des Himmels nachzukommen und das Ende der von Kommunismus und Sozialismus verursachten Katastrophen zu beschleunigen. Zu diesem Zeitpunkt hatten beide schon zehnfach Millionen Opfer verursacht.
So kam es auf dem Konzil zu einem spektakulären Einsatz im Sinne der Botschaft von Fatima. 510 Erzbischöfe und Bischöfe aus 78 Länder unterschrieben eine Petition an den Heiligen Vater, er möge eindeutig Russland und alle vom Kommunismus beherrschten Länder dem Herzen Mariens weihen und anordnen, dass in Vereinigung mit ihm und am gleichen Tag alle Bischöfe der Welt das gleiche tun sollten. Diese Petition wurde Papst Paul VI. am 3. Februar 1964 vom Erzbischof von Diamantina (BR) Geraldo Proença Sigaud überreicht.
Doch das erwartete Echo blieb aus. Paul VI. „vertraute die Menschheit“ dem Unbefleckten Herzen Mariens am 21. November 1964 an. Später weihte Johannes Paul II. am 13. Mai 1982 und am 25. März 1984 die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens ohne aber Russland namentlich zu erwähnen. Keine dieser Weiheakte entsprach den von der Muttergottes angegebenen Bedingungen, so Sr. Lucia.

Geheimnisvoller Schleier

1989 wurde eine neue Seite der Weltgeschichte aufgeschlagen. Ungefähr in der Mitte jenes Jahres, fing Sr. Lucia an, die Gültigkeit der von Johannes Paul II. am 25. März 1984 vollzogenen Weihe anzunehmen. Bis dann hatte sie sie im Sinne der Bitte der Muttergottes als nicht gültig betrachtet. Für diese Meinungsänderung gab sie keine übernatürliche Anweisung an, was bedeutet, dass es sich um eine rein persönliche Meinung handelt.
Doch es bedeutet aber auch, dass der Hauptbestandteil ihrer Sendung keineswegs damit ausgelöscht wurde. Sie erfüllte den Auftrag, den sie vom Himmel bekommen hatte, d.h., dem Papst die Bitte der Muttergottes, Russland namentlich zu weihen und die Einführung der Verehrung des Unbefleckten Herzens zu übermitteln.

Stunde der göttlichen Strafe?

Was den Rest der Botschaft von Fatima betrifft, kann man annehmen, dass das Eintreffen der barmherzigen aber auch fürchterlichen in Fatima vorhergesehenen letzten Ereignisse bevorstehen. Sie zielen auf die Bekehrung der sündigen Menschheit, die den ständigen und wiederholten Mahnungen, Bitten und Warnungen der Muttergottes zur Umkehr, zur Änderung ihres Lebenswandels nicht entsprochen hat.
Mit einem Versuch etwas Licht auf diese angekündigten geheimnisvollen Ereignisse zu werfen, könnte man fragen ob es am Horizont des menschlichen Geschehens Fakten gibt, die ihr Kommen voraussagen.

Fakten, die die Hypothese bestätigen

Der verheerende Tsunami im Indischen Ozean Ende des Jahres 2004, könnte er nicht eine Ouverture des letzten Zeitabschnitts der in Fatima vorhergesagten Strafen sein? Die fanatische Offensive der Moslems gegen die noch vorhandenen Reste der christlichen Zivilisation, ist sie nicht eine Tatsache, die in die gleiche Richtung weist? In der ganzen Welt verzeichnen wir gewalttätige und blutige Verfolgungen gegen Katholiken, die jährlich Tausende von Märtyrern fordert.
Die sozialistischen und kommunistischen Irrtümer, die sich über die ganze Welt verbreitet haben, brachten eine undenkbare Welle von Feindseligkeiten gegen das, was noch von der christlichen Ordnung übrig geblieben ist und selbst gegen die katholische Kirche. Abtreibung, Euthanasie, die sogenannte Homoehe, ein kämpferischer Laizismus, antinatürliche genetische Experimente und Versuche des menschlichen Klonens, die graduelle Zerstörung des Eigentumsrechts, Ausrottung legitimer Traditionen usw. usf. Die Aufzählung könnte lang werden.
Ich beschränke mich auf ein Beispiel. Spanien litt 1936 bis 1939 unter einen blutigen Bürgerkrieg, der von dem internationalen Sozialismus und Kommunismus entfacht wurde. Am 4. Mai 1943 sandte Sr. Lucia eine Warnung Unseres Herrn Jesus Christus an die spanischen Bischöfe: sie mögen „eine Reform, eine Bekehrung im Volk, im Klerus und in den Ordensgemeinschaften anordnen. (...) Sollten die Herren Bischöfe diesen Bitten Unseres Herrn nicht nachkommen, wird Russland noch einmal die Geißel sein, mit der Gott sie bestrafen wird.“ (10)
Auch diese Mahnung wurde nicht gehört. Doch rein menschlich gesehen, gab es keinen Anlass, diese verheißene Geißel zu fürchten. Denn nach dem Bürgerkrieg wandelte Spanien sicher auf dem Weg eines fortschreitenden Wohlstandes, in dem die ideologischen Konflikte anscheinend für immer begraben worden waren. Bis am 11. März 2004 der Islam ein brutales terroristischen Attentat in Madrid verübte und die neue sozialistische Regierung eine ruchlose Offensive gegen den spanischen Katholizismus auslöste. So entschieden und heftig war dieser Angriff, dass der Primas von Spanien, Erzbischof Antonio Cañizares von Toledo, erklärte, die politische Macht und die Medien seien bereit, die Kirche zu zerstückeln und sie zu beseitigen durch physische Vernichtung und moralischen Angriff. (11)

Die Ängste der Sr. Lucia

Glaubenswürdige Quellen sprachen in Portugal davon, dass Sr. Lucia vor hatte nach Lissabon zu fahren, um speziell während der damals anstehenden Wahlen, die den Sozialisten die Macht wiedergab, im Zimmer, in dem Jacinta 1922 starb, für Portugal zu beten. Es wäre eine außergewöhnliche Tat gewesen.
Mit Gewissheit ahnte sie, dass diese Wahl ein Vorzeichen sein würde, für die Voraussagen der Sel. Jacinta: „Eine furchtbare soziale Umwälzung bedroht unser Land und besonders die Hauptstadt Lissabon. So wie es scheint, wird ein anarchistisch-kommunistischer Bürgerkrieg ausbrechen, mit Plünderung, Blutbad, Brandstiftungen und Verwüstungen aller Art. Die Hauptstadt wird sich in wahres Abbild der Hölle verwandeln. Zu dieser Zeit, in der die beleidigte göttliche Gerechtigkeit solch strenge und furchtbare Strafe dem Land auferlegt, sollten alle, die es möglich machen können, diese Stadt entfliehen.“ (12)
Sollte sich der portugiesische Sozialismus dem spanischen Sozialismus gleichschalten, könnte sich dies mit höchster Wahrscheinlichkeit ereignen.

Zeichen der Bekehrung?

In entgegengesetzter Richtung vernimmt man eine konservative Welle auf universaler Ebene, eine Rückkehr zu sittlichen Werten und traditionellen Institutionen, wie der Familie. USA ist in dieser Hinsicht ein paradigmatischer Fall, doch das Phänomen kann man in der ganzen Welt beobachten. Könnte das nicht die Folge einer Einwirkung der Gnade in den Seelen vieler Menschen sein? Es könnte sein das der Heilige Geist Bekehrungen vorbereitet, die den Kern des von Maria angekündigten Triumphes ihres Unbefleckten Herzens bilden werden.

Der Tod Sr. Lucias beendete einen Zyklus und eröffnete einen neuen, der vielleicht beeindruckender sein wird, was die Erfüllung der Botschaft von Fatima betrifft. In diesem neuen Zyklus wird die Göttliche Vorsehung, mehr als menschliche Spekulationen vermögen sich vorstellen zu können, durch große Ereignisse das letzte Wort sprechen.
Mehr denn allem anderen müssen wir Katholiken der Sprache der Weltereignisse lauschen, denn die wiederholten wörtlichen Ermahnungen führten nicht die von der Muttergottes gewünschten barmherzigen Folgen herbei.
________ 
Anmerkungen
1. Sr. Lucia starb im Jahr 2005.
2. Am 19.2.1006 wurde ihr Leichnam in die Basilika von Fatima umgebettet.
3. „Corriere della Sera“, 15-2-05.
4. In Antonio Augusto Borelli Machado, Fatima: Botschaft der Tragödie oder der Hoffnung?, DVCK e.V., Frankfurt am Main, 2003, 10. Auflage, S. 47.
5. a.a.O., S. 52.
6. a.a.O., S. 108.
7. a.a.O., S. 111.
8. a.a.O., S. 112.
9. a.a.O., S. 116.
10. a.a.O., S. 116
11. “Agência Católica Internacional”, (ACI), 16.8.04.
12. In Antonio Augusto Borelli Machado, a.a.O., S. 86

Freie Übersetzung des Originals „A morte da Irmã Lúcia e a efetivação das profecias de Fátima“ in „CATOLICISMO“, März 2005, São Paulo, Brasilien.


Sonntag, 29. November 2015

Zum Problem der Masseneinwanderng

Sollen wir die Einwanderung akzeptieren oder verweigern
Einige nützliche Überlegungen des hl. Thomas von Aquin

Das Problem der Einwanderung ist nicht neu. Der hl. Thomas von Aquin hat sich im 13. Jahrhundert schon mit diesem Thema in seiner berühmten „Summa theologiae“ befasst (s. I-II, Q. 105, art. 3). Inspiriert in den Lehren der Heiligen Schrift bezüglich des jüdischen Volkes, setzte der heilige Kirchenlehrer sehr deutlich die Grenzen der den Fremden geschuldete Gastfreundschaft fest. Vielleicht können auch wir einige Lehren daraus entnehmen.
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « Mit den Fremden kann der Mensch auf zwei Arten verkehren: auf friedlicher oder auf kriegerischer Art. Um die eine und die andere zu regeln, so beinhalte das Gesetz die entsprechenden Gebote. » (1)
Der hl. Thomas sagt also, dass alle Zuwanderer nicht gleich sind, da die Beziehungen zu den Fremden ebenfalls nicht gleich sind: einige sind friedlich, andere kriegerisch. Jedes Land hat das Recht zu entscheiden welche Art von Zuwanderung als friedlich angesehen werden kann, und also zum Wohl der Allgemeinheit beiträgt; und welche Art als feindlich und also dem Allgemeinwohl schaden wird. Ein Staat darf aus Gründen der rechtmäßigen eigenen Sicherheit und Schutz denjenigen die Einwanderung verweigern, die er als schädlich für das Allgemeinwohl der Nation erachtet.
Ein zweiter Punkt bezieht sich auf die Gesetze Gottes und der Menschen: ein Staat hat das Recht seine gerechten Gesetze durchzusetzen.
Der hl. Thomas analysiert anschließend die « friedliche » Zuwanderung.
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « Dreifache Gelegenheit bot sich den Juden, mit den Fremden friedlich zu verkehren: 1. wenn Fremde durch ihr Land reisten; — 2. wenn Fremde in ihr Land kamen, um da zu bleiben, wie die advenae, die Ankömmlinge; und mit Rücksicht auf beide gab das Gesetz Vorschriften der Barmherzigkeit, wie angeführt in Exodus (22,20): „Einen Fremdling sollst du nicht unterdrücken und nicht bedrängen“, und (23,9): „Auch einen Fremdling darfst du nicht bedrücken“. »
Hier erkennt der hl. Thomas, dass es Fremdlinge geben kann, die ein anderes Land auf friedliche wohlwollende Weise besuchen oder sich für eine gewisse Zeit dort aufhalten wollen. Diese Fremden sollen mit Barmherzigkeit, Respekt und Höflichkeit behandelt werden, als eine Pflicht, die sich allen Menschen guten Willens auferlegt. In diesen Fällen muss das Gesetz diese Fremdlinge gegen jede Misshandlung schützen.
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « 3. wenn Fremde zum Ritus und zum gänzlichen Staatsleben mit dem auserwählten Volke zugelassen werden wollten; und da wurde eine gewisse Ordnung beobachtet. Denn nicht sogleich wurde ihnen das Bürgerrecht verliehen; wie ja auch in 3 Polit. I. (Aristoteles) berichtet wird, dass bei einigen Völkern die Vorschrift bestand, erst wenn jemand seit Großvater und Urgroßvater da wohnte, solle er Bürgerrecht genießen können. »
Der hl. Thomas erwähnt im Nachhinein diejenigen, die sich im Lande niederlassen wollen. Hier setzt er zwei Bedingungen für deren Aufnahme: 1. der Wille der Fremdlinge sich vollkommen in das Leben und der Kultur des Gastlandes zu integrieren. 2. Die Aufnahme solle nicht sofort geschehen. Die Integration sei ein Prozess, der Zeit braucht. Die Menschen müssen sich der neuen Kultur anpassen. Der hl. Thomas zitiert auch Aristoteles, der sagt, dass ein solcher Prozess zwei oder drei Generationen dauern kann. Der hl. Thomas aber bestimmt keine Zeit, sondern sagt nur, dass der Prozess sehr lange dauern kann.
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « Denn aus dem zu raschen Zulassen Fremder in den Staatsverband können viele Gefahren entstehen, da die so aufgenommenen Alles mitzuberaten hätten, was das Volk angeht, und doch noch nicht die Liebe zum öffentlichen Besten so recht festgewurzelt in sich trügen, sonach Manches gegen das Volkswohl versuchen könnten. »
Diese auf den gesunden Menschenverstand basierende Lehre des hl. Thomas klingt in der Gegenwart als politisch inkorrekt. Sie ist jedoch vollkommen logisch. Er zeigt, dass in einem anderen Land zu leben eine sehr komplexe Sache ist. Es braucht seine Zeit, um die Gewohnheiten und die Mentalität des Landes kennen zu lernen und folglich auch seine Probleme zu verstehen. Nur die, die schon eine längere Zeit dort wohnen, die an der Kultur teilhaben und in engem Kontakt mit der Geschichte des Landes stehen, sind in der Lage Entscheidungen auf lange Sicht im Sinne des Allgemeinwohls zu treffen. Es ist schädlich und ungerecht die Zukunft eines Landes in die Hände von Menschen zu legen, die sich erst gerade niedergelassen haben. Selbst wenn sie daran keine Schuld haben, sind sie in der Regel nicht imstande vergangene und künftige Ereignisse ihrer neuen Heimat zu verstehen. Diese Gegebenheiten nicht in Betracht ziehen, kann schlimme Folgen für Menschen und Land haben.
Um diesen Punkt zu illustrieren, weist der hl. Thomas darauf hin, dass die Juden nicht alle Menschen gleich behandelten. Sie betrachteten die Nachbarvölker als anpassungsfähiger. Die Angehörigen von entfernten oder feindlichen Völkern konnten auf Grund mutmaßlicher Feindlichkeit in Israel nicht aufgenommen werden.
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « Deshalb beobachtete das Gesetz nach dieser Seite hin eine gewisse Stufenfolge: Die Ägypter, bei denen die Israeliten (zu Moses Zeiten) geboren und aufgewachsen waren, und die Idumäer, die Söhne Esaus, des Bruders Jakobs, also die Angehörigen jener Völker, die mit dem Volke Gottes bereits durch eine gewisse Verwandtschaft verbunden waren, konnten im dritten Geschlechte in den Volksverband aufgenommen werden. Die aber sich offen feindselig gegen sie gezeigt hatten, wie die Ammoniter und Moabiter, durften niemals das Bürgerrecht erhalten. Die Amalekiten endlich, die in noch höherem Grade ihre Gegner gewesen und mit ihnen durch keinerlei Verwandtschaft verbunden waren, sollten für beständige Feinde erachtet werden. »
Diese Regeln waren jedoch nicht streng und ließen Ausnahmen zu:
Der hl. Thomas von Aquin sagt: « Es konnte jedoch von diesem allgemeinen Verbote dispensiert werden, wenn jemand einen heroischen Tugendakt gemacht hatte. So wurde „Achos, der Führer der Söhne Ammons, dem Volke Israel hinzugefügt und alle Nachkommenschaft seines Geschlechts,“ wie in Judith 14. berichtet wird; und Ruth ebenso, die Moabiterin, „denn sie war ein Weib von großer Tugend.“ »
In konkreten Fällen sind also Ausnahmen durchaus möglich. Sie dürfen aber nicht willkürlich bestimmt, sondern im Sinne des Allgemeinwohls der Bürger festgelegt werden. Der General Achos, z.B., der sich mit Holophernes für die Juden unter Gefahr seines eigenen Lebens eingesetzt hatte, erhielt ihren ewigen Dank trotz seiner ammonitischen Abstammung.
*   *   *
Dies sind also die Grundsätze über die Einwanderung, dargelegt vom hl. Thomas von Aquin vor sieben Jahrhunderte. Aus seiner Lehre geht hervor, dass jede Entscheidung bezüglich Zuwanderung von zwei Grundgedanken geleitet werden muss: die Integrität der Nation und ihr Allgemeinwohl.
Die Zuwanderung darf die Unversehrtheit des Landes nicht gefährden und muss das Entstehen kleiner « Nationen » verhindern, die im Konflikt mit dem Gastland stehen. Zu den Vorteilen, die dem Zuwanderer von seiner neuen Heimat zugestanden werden, sollte er auch selbst Verpflichtungen im Rahmen des politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Lebens übernehmen. Wird er zum Bürger, soll der Zuwanderer Mitglied einer großen Familie werden, die eine gemeinsame Seele, eine gemeinsame Geschichte und Zukunft besitzt und nicht eine Art Aktionär eines Unternehmens, der nur an Profit und Vorteile interessiert ist.
Der hl. Thomas lehrt dann auch, dass die Einwanderung immer nach dem Gemeinwohl streben muss: sie darf die Nation weder missbrauchen noch zerstören. Das erklärt warum so viele Europäer ein unwohles Gefühl haben angesichts der massiven und unverhältnismäßig großen Welle von Einwanderern der letzten Jahre.
Ein solcher Ausländerstrom aus sehr entfernten und selbst feindlichen Kulturen, bringt Gegensätzlichkeiten mit sich, die die psychologische und kulturelle Einheit des Landes auflösen und so die Fähigkeit der Gesellschaft neue Elemente organisch, natürlich aufzunehmen, beschädigt. In diesem Fall ist es ganz eindeutig ein Angriff gegen das Allgemeinwohl.
Ein sehr wichtiger wenn auch zweitrangiger Aspekt ist die Wirtschaft. Kann Europa, das sich nach Jahrzehnten in einer der schlimmsten wirtschaftlichen Krise befindet, es sich leisten die Last von Millionen Einwanderern zu tragen, ohne das Allgemeinwohl seiner Bürger zu schädigen?
Eine organische und proportionierte Einwanderung galt immer als ein gesunder und stärkender Faktor für die Gesellschaft, denn sie brachte einen frischen Lebenshauch und neue Talente mit sich. Wenn sie jedoch große und unkontrollierbare Ausmaße annimmt und die Grundlagen des Gesellschaft und des Staates in Gefahr bringt, wirkt sie sich als schädlich für das Allgemeinwohl aus.
Das trifft besonders zu, wenn es sich um eine potentiell feindlich gesinnte Zuwanderung handelt, nach den vom hl. Thomas erwähnten Kategorien von Fremdlingen. Dies trifft im Fall der Moslems zu, die zu Völkern gehören, die über Jahrhunderte Krieg gegen Europa führten, um es zu zerstören.
Es trifft besonders zu, da es sich um eine Zuwanderung von Völkern muslimischen Glaubens handelt, die alte Ressentiments gegen das Abendland hegen und den « Dschihad » oder heiligen Krieg als eine religiöse Verpflichtung ansehen.
Europa würde gut tun, sich nach den weisen Lehren des hl. Thomas zu orientieren. Gewiss muss ein Land Gerechtigkeit und Barmherzigkeit walten lassen im Umgang mit Zuwanderern. Doch es ist notwendig vor allem die Harmonie und das Gemeinwohl des eigenen Landes zu schützen, ohne die es nicht lange bestehen kann. Das gilt auch ohne Berücksichtigung auf den christlichen Glauben, wenn er dennoch der tiefste Grundstein unserer Kultur und Zivilisation ist.
John Horvat

(1) Thomas von Aquin - Summe der Theologie Prima Pars Secundae Partis Quaestio 105 3. Artikel
http://www.unifr.ch/bkv/summa/kapitel226-3.htm


Quelle: Aus dem Französischen in www.avenirdelaculture.fr



Stellungnahmen von drei Prälaten
Leo Kardinal Burke: « Es ist wichtig, dass die Christen sich der radikalen Unterschiede zwischen Islam und Christentum bewusst werden »
Kardinal Burke schreibt im französischen « L'Homme Nouveau » am 29. August 2015:
« Die Kirche und ihre Mitglieder müssen deutlich verstehen, was der Islam ist und was der Koran lehrt. Der Islam ist nicht nur eine Religionspraxis mehr, die mit anderen Religionen harmonisch zusammenleben will. Der Islam ist nach seiner eigenen Auslegung eine Religion, die auch ein Staat werden soll. Der Koran, und die authentischen Interpretationen vieler Experten in koranischem Recht sehen es so, hat die Berufung die Welt zu regieren. Tatsächlich gibt es keinen Platz für andere Religionen, selbst wenn sie toleriert werden können, solange der Islam nicht die Herrschaft über die Nationen und die Welt errungen hat. Es ist notwendig, dass die Christen sich der radikalen Unterschiede zwischen Islam und Christenheit bewusst werden, vor allem was die Lehre über Gott, das Gewissen etc. betrifft. Wenn man den Islam wirklich versteht, versteht man dass die Kirche echt Angst haben muss. »

Bischof Hoser: « Europa wird moslemisch, wenn sich die Tendenzen nicht ändern »
Der Bischof von Warschau-Praga Henryk Hoser antwortete in einem Interview im polnischen Radio RFM FM am 5. September 2015 wie folgt auf die Frage: « Einige Leute sind der Meinung, dass die Flüchtlingswelle Europa dermaßen verändern wird, dass es eine ganz andere Zivilisation sein wird. Exzellenz, teilen Sie diese Meinung? »
— Ich glaube Europa durchläuft heute eine analoge Periode, wie die des hohen Mittelalters, als die Nomadenvölker aus Asien hier hereinströmten. Und was wird heute passieren? Wahrscheinlich wird Europa moslemisch, da gibt es keine Zweifel: wenn die Tendenzen sich nicht ändern, wenn die europäische Geburtenrate weiterhin so schwach bleibt, dass es keinen Generationenwechsel gibt, so wird es ein moslemisches Europa werden, wo die Christen die gleich Rolle spielen werden wie zur Zeit im Nahen Osten. In einem Meer von Moslems gab es immer kleine christliche Gemeinden, die überlebten, doch heute werden sie nicht mehr in der Lage sein, zu überleben.

Bischof Kiss-Rigó: « Das sind keine Flüchtlinge. Das ist eine Invasion »
Am 7.9.2015 brachte die Washington Post diese Behauptung von Bischof Laszlo Kiss-Rigó von Szeged in Süd-Ungarn, wo in den letzten Wochen Zehntausende Flüchtlinge unerlaubt das Land durchquerten:

« Das sind keine Flüchtlinge. Das ist eine Invasion. Sie kommen hierher und schreien ,Allahu Akbar‘. Sie wollen uns überfluten. Die meisten von ihnen benehmen sich sehr arrogant und zynisch. Sie bedeuten wirklich eine große Gefahr für die christlichen und universalen Werte unseres Kontinents. Ich bin ganz im Einklang mit dem Ministerpräsidenten (…) Der Papst kennt dagegen nicht die (hiesige) Lage. »

Mittwoch, 25. November 2015

Die Emanzipation der Ehegattin...

Die Emanzipation der Ehegattin...

Alle diese nun, die so den Glanz der ehelichen Treue und Keuschheit zu verdunkeln trachten, sind es auch, die als Lehrer des Irrtums den treuen und ehrenvollen Gehorsam der Frau gegen den Mann gern erschüttern möchten. Einige Verwegene gehen noch weiter und bezeichnen diesen Gehorsam als eine entwürdigende Versklavung des einen Eheteils durch den andern. Beide Gatten, sagen sie, besäßen völlig gleiche Rechte. Da diese Ebenbürtigkeit durch die Sklaverei des einen Teiles verletzt werde, so rühmen sie sich stolz, eine Befreiung der Frau vollzogen zu haben, oder fordern, daß sie in Bälde vollzogen werde. Je nachdem es sich bei dieser Befreiung um die Leitung der häuslichen Gemeinschaft oder die Vermögensverwaltung oder die Verhütung bzw. Tötung neuen Lebens handelt, unterscheiden sie eine dreifache Emanzipation: eine soziale, wirtschaftliche, physiologische. Die physiologische Emanzipation verstehen sie dahin, daß es der Frau völlig frei stehen soll, die mit dem Beruf der Gattin und Mutter verknüpften natürlichen Lasten von sich fernzuhalten (daß dies keine Befreiung, sondern ein ruchloser Frevel ist, haben Wir schon zur Genüge dargelegt). Die wirtschaftliche Emanzipation soll der Frau das Recht bringen, ohne Vorwissen und gegen den Willen des Mannes ihr eigenes Gewerbe zu haben, ihre Angelegenheiten und Geschäfte selbst zu betreiben, selbst die Verwaltung in Händen zu halten, gleichgültig, was dabei aus Kindern, Gatten und der ganzen Familie wird. Die soziale Emanzipation endlich will die Frau dem engen Kreis der häuslichen Pflichten und Sorgen für Kinder und Familie entheben, um sie freizumachen für ihre angeborenen Neigungen, damit sie sich anderen Berufen und Ämtern, auch solchen des öffentlichen Lebens widmen kann.

Aus der Enzyklika "Casti Connubii" von Pius XI., vom 31. Dezember 1930:

Samstag, 21. November 2015

Staatliche Schulen

Eine Schule, die nicht anerkannt werden kann

„Für die Katholiken kann auch jene Simultanschule nicht als normal anerkannt werden (um so schlimmer, wenn sie ,Einheits‘– und Pflichtschule für alle ist) in der den Katholiken zwar getrennt Religionsunterricht erteilt wird, in der sie aber den übrigen Unterricht von nichtkatholischen Lehrern zusammen mit nichtkatholischen Schülern erhalten. Denn die bloße Tatsache, dass an einer Schule (oft noch mit allzu großer Einschränkung) Religionsunterricht erteilt wird, bringt sie noch nicht in Übereinstimmung mit den Rechten der Kirche und der christlichen Familie und gibt ihr noch nicht die nötige Eignung für den Besuch durch katholische Kinder.“

Aus der Enzyklika „Divini Illius Magistri“ von Pius XI., vom 31.12.1929

Freitag, 20. November 2015

Schur der Widder

2011 - 03

 Schur der Widder, 1890

Thomas William Roberts
National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien 

Die Schafe sind groß und nicht immer leicht zu scheren. Diese Arbeit ist gewiss keine leichte und angenehme Tätigkeit. Die Arbeiter kennen jedoch jeden Handgriff genau; sie arbeiten rasch und sind guter Laune. Unter dem Dach, das von Baumstämmen gestützt wird, ist es sehr heiß. Man spürt den Geruch der Tiere. Das Tierfett und das Lanolin schmieren die Schere und erleichtern damit die Schur.
Ein Junge trägt Vlies (Wolle), das soeben geschoren wurde. Ein Mann packt einen Schafbock, hebt ihn hoch, um ihn dann in die richtige Lage zu bringen. Im Vordergrund hält ein Mann den Kopf eines Widders mit langen Hörnern zwischen seinen Beinen und erleichtert ihn mit einer großen Schafschere vom Wollkleid. Im Hintergrund löscht ein anderer seinen Durst. Rechts überwacht unbekümmert hockend ein Aufseher den Ablauf der Arbeit.

Der Maler Tom Roberts liebte dieses Bild besonders, weil er den einfachen Australier und dessen gewissenhafte Arbeit, die dieser mit größter Anstrengung ausführt, schätzte.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“
von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, März 2011)


Donnerstag, 19. November 2015

Ein Wahngebilde, das den Sozialismus herbeiführt

Ein Wahngebilde,
das den Sozialismus herbeiführt

Wenn man die Kräfte, Erkenntnisse und übernatürlichen Tugenden bedenkt, welche nötig waren, um den christlichen Staat einzurichten, an die Leiden von Millionen Märtyrern, an die Erleuchtungen der Kirchenväter und Kirchenlehrer, an die Opferbereitschaft der Heroen der Nächstenliebe, an die machtvolle, vom Himmel gestiftete Hierarchie, an die Ströme göttlicher Gnade; und daran, wie dies alles auferbaut, zusammengehalten und durchdrungen ist vom Leben und Geist Jesu Christi, der Weisheit Gottes, dem Menschgewordenen Wort: wie gesagt, wenn man all das bedenkt, so ist man entsetzt, wenn man sieht, wie neue Apostel darauf erpicht sind, all das noch besser zu machen: unter Einsatz eines verschwommenen Idealismus und von Staatsbürgertugenden.

Was werden sie zustandebringen? Was wird aus einer solchen Zusammenarbeit hervorgehen? Eine reines Wortgebilde, ein Hirngespinst, in dem mischmaschartig in einer faszinierenden Verwirrung die Worte von Freiheit, von Gerechtigkeit, von Brüderlichkeit und von Liebe, von Gleichheit und von Erhöhung des Menschen aufleuchten, und das alles auf dem Grund einer falsch verstandenen Menschenwürde. Es wird eine tobende Agitation geben, wirkungslos für das gesetzte Ziel, die nur den weniger utopistischen Massenaufwieglern nutzbringend sein wird. Ja, man kann wirklich sagen, dass der Sillon, den Blick auf ein Wahngebilde geheftet, den Sozialismus herbeiführt.

Aus dem Apostolischen Schreiben "Notre Charge Apostolique" von Pius X. vom 25.8.1910

Mittwoch, 18. November 2015

Die Verherrlichng des hl. Joseph


Seitenaltarbild in der Münchner Dreifaltigkeitskirche
von Joseph Ruffini (1690 -1749)

Die Verehrung des hl. Joseph erreichte in Österreich und Süddeutschland in der Barockzeit eine Blüte. Der hl. Joseph nimmt nun auch auf Bildern einen bevorzugten Platz ein. Man traut sich sogar, ihn vor Maria zu stellen, wie auf diesem Bild.
Die Hauptkompositionslinie auf diesem Bild verläuft vom knienden Engel im Vordergrund links unten über den hl. Joseph mit dem Jesuskind in der Bildmitte zu Gott Vater rechts oben. Um den Blick des Heiligen zu Gott Vater nicht zu behindern, ist die HI. Geist Taube etwas aus dieser Achse gerückt. Die Strahlen der Taube erleuchten Josephs Gesicht, der weiß, dass er nur der Nährvater des Jesuskindes ist (Mt 1, 18 - 21). Die sekundäre Kompositionslinie beginnt bei dem Engel, links neben dem Kind über Jesus zur Mutter Maria, welche vor einer Wiege kniet. Neben diesen beiden Kommpositionslinien, denen Joseph mit dem Jesusknaben angehört, gibt es zwei Themengruppen: die himmlische und die irdische Trinität (Jesus, Maria und Joseph). Der kniende Engel links unten hält einen Strauß aus Rosen und Lilien. Er weist auf die Verbindung des hl. Joseph, dessen Symbol die Lilie ist, mit Maria hin, die auch als Rose ohne Dornen bezeichnet wird. Rechts unten halten zwei Engel ein Schild mit der Aufschrift „Constituit eum Dominum Domus suae“(Ps 105,21) (Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus ein). AE

Titelbild DER FELS März 2015

Dienstag, 17. November 2015

Erhöhung und Unauflöslichkeit der Ehe

Erhöhung und Unauflöslichkeit der Ehe

Jesus und Maria heiligten durch ihre Gegenwart die Hochzeit zu Kana; dort wirkte der göttliche Sohn der Jungfrau das erste Wunder, wie um vorauszusagen, dass er seine Sendung in der Welt und das Reich Gottes mit der Heiligung der Familie und der ehelichen Vereinigung, dem Ursprung des Lebens, einleiten werde. Dort begann die Erhöhung der Ehe, welche in der übernatürlichen Welt jener Zeichen, die die heiligmachende Gnade bewirken, zum Sinnbild der Verbindung Christi mit der Kirche werden sollte: einer unauflöslichen und untrennbaren Verbindung, die von jener unbedingten und unendlichen Liebe genährt wird, deren Quell aus dem Herzen Christi fließt. Wie könnte die eheliche Liebe das Symbol dieser Verbindung sein und sich nennen, wenn sie mit Vorbedacht begrenzt, bedingt, auflösbar wäre, wenn sie eine Flamme der Liebe nur auf Zeit wäre? Nein! Zur erhabenen und heiligen Würde des Sakraments erhoben, durchdrungen und gebunden in eine so innige Verknüpfung mit der Liebe des Erlösers und mit dem Werk der Erlösung, kann die eheliche Verbindung nur unlösbar und ewig sein.
Gegenüber diesem Gesetz der Unauflöslichkeit haben die menschlichen Leidenschaften, von ihm gezügelt und eingedämmt in der freien Befriedigung ihrer ungeordneten Begehrlichkeit, auf jede Weise versucht, sein Joch abzuschütteln. Sie wollten in ihm nichts anderes sehen als eine harte Tyrannei, welche die Gewissen willkürlich mit einer unerträglichen Last beschwert, mit einer Sklaverei, die den geheiligten Rechten der Person widerstreitet. Es ist wahr: Eine Bindung kann mitunter eine Beschwernis, eine Knechtschaft sein gleich der Kette, die den Gefangenen fesselt. Aber sie kann auch eine mächtige Hilfe, eine sichere Bürgschaft sein wie das Seil, das den Bergsteiger an seine Gefährten bindet, oder wie die Bänder, welche die Teile des menschlichen Körpers verbinden und ihn frei und gewandt in seinen Bewegungen machen; und eben dies ist der Fall bei der unauflöslichen Ehe.


Aus der Ansprache an Neuvermählte, 22. April 1942, in „Der Papst sagt“ – Lehren Pius XII., Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main, 1955.

Sonntag, 15. November 2015

Die Gartenlaube




 Die Gartenlaube, 1910 ca.

Emanuel Phillips Fox (1865-1915)
National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien

Emanuel Fox malte dieses Bild während seines Aufenthaltes in Frankreich ungefähr zur gleichen Zeit wie „Das Fährboot“.
An einem schönen Sommernachmittag trinkt eine Familie Tee in der Gartenlaube. Der gedeckte Tisch, das blaue Porzellan, kleine Kuchen und ein Rosenbouquet laden ein, näher zu kommen. Das Sonnenlicht im Hintergrund hebt die Frische der neuen Blätter in der Laube hervor.
Die Mutter und das Mädchen sitzen in weißen Kleidern ein Bilderbuch lesend auf einer Bank unter dem aufgespannten Sonnenschirm. Das Kind im roten Matrosenanzug mit dem Reifen in der Hand schaut uns an, als ob auch wir zum Tee eingeladen sind.
Die Harmonie, die diese Szene ausdrückt, führt uns ein christliches Leben vor Augen: unauflösliche Ehe, Würde, Schamgefühl, Eleganz, gute Manieren, Höflichkeit, Liebenswürdigkeit - alles weit entfernt von nervöser Rastlosigkeit und Vulgarität, wie wir sie heute immer öfter erleben.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“
von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, Juni 2011)


Samstag, 14. November 2015

Mit dem Siegel der Unauflöslichkeit geprägt

Mit dem Siegel der Unauflöslichkeit geprägt

Der Einheit des ehelichen Bandes sehen wir das Siegel der Unauflöslichkeit aufgeprägt. Gewiss ist es ein Band, zu dem auch die Natur hinneigt, das aber nicht notwendig durch die Prinzipien der Natur verursacht ist, sondern durch den freien Willen vollzogen wird. Der einfache Wille der Kontrahenten kann es knüpfen, vermag es aber nicht mehr zu lösen. Das gilt nicht nur für die christliche Ehe, sondern allgemein für jede gültige Ehe, die hier auf Erden in gegenseitiger Einwilligung der Ehegatten geschlossen wird.
Wenn aber der Wille der Eheleute das eheliche Band nicht mehr lösen kann, darf es dann vielleicht die von Christus für das religiöse Leben der Menschen eingesetzte Obrigkeit tun, die über den Eheleuten steht?
Das Band der christlichen Ehe ist so stark, dass, wenn es durch den Gebrauch der ehelichen Rechte seine volle Festigkeit erlangt hat, keine Macht der Welt, nicht einmal die Unsere, die des Stellvertreters Christi, stark genug ist, es zu lösen. Wahr ist, dass Wir erkennen und erklären können, dass eine Ehe, die als gültig geschlossen wurde, in Wirklichkeit wegen irgendeines Hindernisses, eines wesentlichen Mangels oder eines substantiellen Formfehlers nichtig war. Wir können auch in besonderen Fällen aus schwerwiegenden Gründen Ehen lösen, denen der sakramentale Charakter fehlt. Wir können sogar, falls ein gerechter und angemessener Grund vorliegt, die Verbindung zwischen christlichen Eheleuten, das von ihnen vor dem Altar gesprochene Ja aufheben, wenn feststeht, dass sie nicht Ihre Vollendung mit der Verwirklichung des ehelichen Zusammenlebens erreicht hat. Ist dies aber einmal geschehen, so bleibt das Band jeder menschlichen Gewalt entzogen. Hat nicht Christus die eheliche Gemeinschaft auf jene fundamentale Würde zurückgeführt, die der Schöpfer am Paradiesesmorgen des Menschengeschlechts ihr gegeben hatte, auf die unverletzliche Würde der einen und unauflöslichen Ehe?
Jesus Christus, der Erlöser der gefallenen Menschheit, war nicht gekommen, um das göttliche Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen und wiederherzustellen, um - Gesetzgeber mehr als Moses, Weiser mehr als Salomo, Prophet mehr als die Propheten - wahrzumachen, was von ihm vorhergesagt worden war, vorausverkünndigt gleich Moses, erwartet von den Kindern Israel, auf dessen Lippen der Herr sein Wort gelegt hatte, während alle, die nicht auf ihn hörten, aus dem Volke Gottes ausgerottet werden sollten. Daher erhöhte Christi unvergängliches Wort in der Ehe den Mann und erhöhte aufs Neue die Frau, die in der vorchristlichen Ära als Sklavin erniedrigt worden war, die der strengste Zensor Roms einer „ungezügelten Natur und einem ungezähmten Tier“ gleichgestellt hatte. Derselbe Erlöser hatte schon in sich selbst nicht nur den Mann erhöht, sondern auch die Frau, indem er von einer Frau die Menschennatur annahm, und seine Mutter, gebenedeit unter den Frauen, die im Himmel zur Königin der Engel und der Heiligen gekrönt wurde, zum makellosen Spiegel der Tugend und der Gnade für jede christliche Familie durch alle Jahrhunderte hindurch erhob.

Aus der Ansprache an Neuvermählte, 22. April 1942, in „Der Papst sagt“ – Lehren Pius XII., Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt am Main, 1955.


Donnerstag, 12. November 2015

Gen Süden für ein neues Leben


Gen Süden, 1886

Thomas Wiliam Roberts (1856-1931)
National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien

Auf der Brücke des Passagierdampfers befinden sich Einwanderer, die in den Süden gebracht werden. Der Himmel ist bedeckt, der Platz zwischen dem Masten links, dem Schornstein, der die Szene beherrscht und den Seitenborden, die den Blick aufs Meer nicht zulassen, ist eng. Der Lüftungsschacht, der in der Mitte viel Platz einnimmt, lässt uns die Enge der darunter liegenden Kabinen erahnen.
Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten sind vertreten. Zwei elegante junge Frauen plaudern, eine andere links neben dem Lüftungsschacht stickt, damit die Zeit vergeht. Im Hintergrund diskutiert eine Gruppe von Männern. Eine Witwe, schwarz gekleidet, denkt an jene, die sie verlassen musste und an jene, die schon für immer von ihr gegangen sind. An ihr Knie gelehnt versucht ein Kind ein Kartenhaus zu bauen.
Die Reise ist lang, es gibt wenig Neuigkeiten, man wartet auf die Ankunft im Hafen - auf die neue Welt und das neue Leben in Australien.

Der Maler, in England geboren, emigrierte mit seiner Familie im Jahr 1869 nach Australien. Die Szene, die er auf dem Bild darstellt, hat er selbst erlebt. Nach Beendigung seines Kunststudiums in London, kehrte er 1885 nach Melbourne zurück und stellte im darauf folgenden Jahr das Bild fertig.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, Februar 2011)


Mittwoch, 11. November 2015

Gefahren der Sexualerziehung

Irrtümer und Gefahren der sogenannten sexuellen Erziehung

In höchstem Grade gefährlich ist fernerhin jene naturalistische Richtung, die in unseren Tagen in das Gebiet der Erziehung eindringt in einer Frage so zarter Natur, wie es die Sittenreinheit ist. Sehr verbreitet ist der Irrtum derer, die in gefährlichem Unterfangen und mit hässlichen Ausdrücken einer sogenannten sexuellen Erziehung das Wort reden, indem sie fälschlich meinen, sie könnten die jungen Leute gegen die Gefahren der Sinnlichkeit durch rein natürliche Mittel schützen, durch eine gefährliche und verfrühte sexuelle Aufklärung für alle ohne Unterschied und sogar in der Öffentlichkeit, und was noch schlimmer ist, indem sie dieselben zeitweilig den Gelegenheiten aussetzen, um durch Gewöhnung, wie sie sagen, den Geist gegen die Gefahren abzuhärten.

Sie täuschen sich schwer, da sie die angeborene Schwäche der menschlichen Natur und das Gesetz nicht anerkennen wollen, von dem der Apostel sagt, dass es dem Gesetze des Geistes widerstreitet (Röm 7,33), und da sie die Erfahrungstatsachen verkennen, die beweisen, dass gerade bei den Jugendlichen die Verfehlungen gegen die Sittenreinheit nicht so sehr Folge von Nichtwissen, als vielmehr von Willensschwäche sind, wenn der junge Mensch den Gelegenheiten ausgesetzt und von den Gnadenmitteln nicht gestützt wird.

Aus der Enzyklika „Divini Illius Magistri“
 von Pius XI., vom 31.12.1929:

Dienstag, 10. November 2015

Die christliche Kultur


Die christliche Kultur: 
hat jemals die menschliche Gesellschaft dieses erhabene Ideal erreicht?


„Nachdem die Erlösung bewirkt und die Kirche gegründet war, erschien auf der Welt etwas wie das Erwachen aus einer langen, alten, hoffnungslosen Apathie. Der Mensch erblickte das Licht der Wahrheit, nach dem er viele Jahrhunderte hindurch vergeblich gesucht und verlangt hatte. Vor allem wurde ihm deutlich, dass er für viel höhere und herrlichere Güter geboren war, als die vergänglichen und unzuverlässigen, die mit den Sinnen wahrnehmbar sind und auf die er bisher seine Gedanken und Sorgen konzentriert hatte. Er verstand nun, dass sein ganzes Leben, das oberste Gesetz und Ziel, dem sich alles unterordnen muss, von Gott kommt, und dass wir eines Tages zu ihm zurückkehren müssen.
Aus dieser Quelle, über diesem Fundament gelangte der Mensch wieder zum Bewusstsein seiner eigenen Würde. Die Entdeckung, dass soziale Brüderlichkeit notwendig ist, ließ die Herzen höher schlagen. Infolgedessen erreichten Rechte und Pflichten ihre Vollkommenheit oder befestigten sich darin. Gleichzeitig erstarkte die Tugend auf verschiedenen Gebieten in solchem Maß, wie es der Philosophie der Antike nicht vorstellbar gewesen war.
Die Pläne der Menschen und ihr Verhalten nahmen eine andere Richtung. Und indem die Erkenntnis des Erlösers sich ausbreitete, und seine sittliche Kraft das Innerste der Gesellschaft durchdrang, wurden Unkenntnis und Laster des Altertums verscheucht und so jene Umwandlung bewirkt, die zur Zeit der christlichen Kultur das Angesicht der Erde vollständig erneuerte.“

Leo XIII., Rundschreiben „Tametsi futura prospicientibus“ vom 1.11.1900

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, 2011)

Sonntag, 8. November 2015

Heilige Dreifaltigkeit



Heilige Dreifaltigkeit
Öl auf Leinwand, 300x179 cm, Prado Madrid

Im Jahre 1577 malte El Greco (1541-1614) dieses Bild für einen Altar in Toledo. Es befand sich hier im Auszug, was auch erklärt, dass es auf Untersicht gemalt ist. Das Gemälde zeigt die Heiligste Dreifaltigkeit unter Mischung mehrerer Darstellungstypen: Einmal erinnert es an den „Gnadenstuhl“; dabei wird Christus allerdings Tod am Kreuz hängend dargestellt. Dann zeigt sich hier auch das Motiv des göttlichen Ratschlusses; wonach die Dreieinigkeit beschloss, Christus für die Erlösung der Menschheit zu opfern. Schließlich erkennt man auch das Pieta-Motiv, wenngleich hier Maria durch Gottvater ersetzt ist.
Gottvater wird durch seine Kopfbedeckung als hoher Priester gezeigt. Diese Würde gehört auch seinem Sohn (vgl. Hebr 4,14-15, Hebr 8,1). Wie er seinen toten Sohn anblickt, darin zeigt sich das eigentliche Genie Grecos.
Stilistisch gehört dieses Bild zum Manierismus. Man sieht es an den lang gezogenen Körpern und den langen Hälsen. Die skizzenhafte, kantige Linienführung machen El Greco zum Vorläufer des Expressionismus.
Farblich verwendet der Maler die kraftvollen Primärfarben rot, gelb und blau, ergänzt durch das zu diesen kontrastreiche Grün, dominiert vom Weiß. Dadurch bekommt es eine besondere Strahlkraft.
Als Zahlenspielerei könnte man ansehen, dass auf zwei Engel rechts, die drei göttlichen Personen folgen, dann links vier Engel. Insgesamt zeigen sich im Gemälde fünf geflügelte Engelsköpfe. AE


Titelbild DER FELS April 2014

Freitag, 6. November 2015

Für den Irrtum gibt es keine Freiheit

Es ist die Pflicht der Lehrer, den Irrtum aus dem Geiste zu verbannen und den Weg zu falschen Meinungen durch solide Grundsätze abzuschneiden

Ähnlich ist die sogenannte Lehrfreiheit zu beurteilen. Für den Irrtum gibt es keine Freiheit.

Es ist klar, nur die Wahrheit hat das Recht, in den Geist einzudringen, da in ihr allein das Ziel und die Vervollkommnung der intelligenten Wesen liegt; daher darf im Unterricht nur die Wahrheit vorgetragen werden, mag es sich um solche handeln, die die Wahrheit noch nicht kennen oder um solche, die sie schon wissen: den einen soll der Unterricht die Erkenntnis der Wahrheit bringen, bei den anderen soll er sie schützen. Aus eben demselben Grunde ist es offenbar die Pflicht der Lehrer, den Irrtum aus dem Geiste zu verbannen und den Weg zu falschen Meinungen durch solide Grundsätze abzuschneiden. Es ist also klar, dass jene Freiheit, von der die Rede ist, der gesunden Vernunft widerspricht und nur geeignet ist, die Geister im Innersten zu verderben, insofern sie unbeschränkte Lehrfreiheit beansprucht. Ohne Pflichtverletzung kann der Staat diese Zügellosigkeit den Bürgern nicht gestatten. Dies gilt umso mehr, weil der Einfluss des Lehrers bei seinen Zuhörern ein großer ist, und der Schüler selbst selten für sich allein beurteilen kann, ob das richtig ist, was der Lehrer vorträgt.

Aus der Enzyklika "Libertas praestantissimum" von Leo XIII., vom 20.6.1888:

Donnerstag, 5. November 2015

Arme Gratulanten



Arme Gratulanten, 1861
Ferdinand Georg Waldmüller, © Wienmuseum

Ein junger Mann hat soeben eine Prüfung erfolgreich bestanden. Aus einer armen Familie stammend, besucht er mit seinem Diplom in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen seine Wohltäterin, die seine Familie regelmäßig unterstützt. Es begleiten ihn seine Mutter, die ihren Jüngsten auf dem Arm trägt, und seine Schwester.
Die Hausherrin beglückwünscht den jungen Mann und schenkt ihm als Anerkennung durch eine ihrer Töchter ein oder zwei Goldmünzen. Eine großzügige Geste, die die Leistung hochschätzt und die sowohl den Empfänger als auch den Geber ehrt.
Die Liebenswürdigkeit und die echte gegenseitige Wertschätzung bringen es zustande, dass beide Familien, so unterschiedlich ihr Vermögen auch sein mag, wahrhaftig brüderliche Verbindungen haben, als ob sie eine einzige Familie wären. Der Unterschied zeigt sich in der Kleidung, jedoch die Würde der Personen und der Gesichtsausdruck sind gleicher Art. Die Harmonie zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsklassen ist Frucht der Zivilisation, wenn sie christlich ist.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, August 2008)


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Mittwoch, 4. November 2015

Wieder daheim


Wieder daheim, 1884
Frederick McCubbin (1855-1917)
National Gallery of Victoria, Melboume, Australien

Der Maler, der seine Kunst in Melbourne lehrte, bildete eine ganze Generation von Künstlern aus und beeinflusste durch sein Talent die australische Schule der Malerei. Im Mittelpunkt seiner Werke stehen das Buschland sowie Szenen, in denen das Licht eine bedeutende Rolle spielt.
Dieses Bild stellt das Innere eines Siedlerhauses aus dem Jahr 1884 im Busch im Süden Australiens dar. Der Maler führt uns ein freudiges Geschehen aus dem Leben der Siedler vor Augen.
Nach einer langen Abwesenheit kehrt der Ehemann unerwartet von einer Expedition zurück, wo er seine Arbeit als Holzfäller oder Goldgräber verrichtet hat. Er kommt plötzlich herein, hat einen Filzhut am Kopf und den Mantel eingerollt über die Schulter geworfen. Überrascht und aufgeregt schaut seine Frau Richtung Eingangstür, während der Hund vor Freude springt und seinen Herrn lebhaft begrüßt. Durch die halboffene Tür kann man ein Stück Wald ganz in der Nähe erahnen.

(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, Januar 2011)

Dienstag, 3. November 2015

Die schrecklichen Übel, die sich aus der Ehescheidung ergeben

Die schrecklichen Übel,
die sich aus der Ehescheidung ergeben

Es ist in Wahrheit sehr mühselig, gezwungen zu sein, auf die vielen Übel hinzuweisen, die sich aus den Ehescheidungen ergeben.
Durch sie werden die Ehebündnisse unbeständig; die gegenseitige Liebe wird abgeschwächt; die Treulosigkeit öffnet die Schleusen verderblicher Verlockungen; Schutz und Erziehung der Kinder erleiden Schaden; die häuslichen Gemeinschaften fangen an sich aufzulösen; in den Familien verbreiten sich die Keime der Zwietracht; die Würde der Frau wird geschmälert und erniedrigt, da ihr die Gefahr droht, verlassen zu werden, nachdem sie der Lust des Mannes gedient hat. - Und da nichts so sehr die Familien zu verderben und die Macht ganzer Reiche zu brechen vermag wie Sittenverderbnis, lässt sich leicht einsehen, dass die Ehescheidungen dem Gedeihen der Familien und der Staaten äußerst schädlich sind; in der Sittenverderbnis der Völker verwurzelt, öffnen sie erfahrungsgemäß Tür und Tor zu noch größerem Unheil im privaten und öffentlichen Leben.
Die Zukunft wird es bestätigen, dass dieses Übel zunehmen wird, denn kein Zügel ist stark genug, die einmal gewährte Freiheit der Ehescheidung in bestimmten oder im Voraus festgesetzten Schranken zu halten. Die Macht des schlechten Beispiels ist wahrhaftig groß genug, aber noch größer ist die Macht der Begierden; unter ihrem Einfluss dringt das Verlangen nach Ehescheidungen unbemerkt mit jedem Tage in weitere Kreise und ergreift die große Menge wie eine ansteckende Krankheit oder wie ein seine Dämme durchbrechender Strom alles überschwemmt.

Aus der Enzyklika „Arcanum Divinae Sapientiae“ von Leo XIII., vom 10.2.1880