Freitag, 22. März 2019

Die Amazonas-Synode auf dem Weg zum öko-Sozialismus



Mathias von Gersdorff


Foto: Pixabay

Donnerstag, 21. März 2019
Dass die Amazonas-Synode ein progressistisches Festival werden würde, ahnte man bereits. Stichwort „Abschaffung des Zölibats aus pseudo-pastoralen Gründen“. Doch es fehlte noch an konkreten Hinweisen, um dies zu dokumentieren. Diese werden nun allmählich geliefert.
Die Jesuiten-Universität Georgetown in Washington, bekannt für ihre extravaganten theologischen Experimente, veranstaltet eine Konferenz zur Vorbereitung der Amazonas-Synode. 
Die „Katholische Nachrichtenagentur (KNA) berichtet dazu: „Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sprach sich für klare Ziele aus. >Der umfassende Schutz der ausgegrenzten Armen und der geschundenen Schöpfung haben absolute Priorität<, erklärte Hauptgeschäftsführer Michael Heinz.“
Konkret bedeutet das: Angeblich pastorale Ziele werden verpackt in einem Programm zum Schutz einer „ausgegrenzten sozialen Schicht“ und zum Schutz einer angeblich „geschundenen Schöpfung“.
Dem europäischen Leser mag diese Verknüpfung fremd vorkommen. In reformkatholischen Kreisen Lateinamerikas ist diese Verbindung aber durchaus üblich. Hier geht es um eine Fortentwicklung der klassischen Befreiungstheologie (Übernahme der Methode des Klassenkampfes für kommunistische Ziele unter dem Deckmantel der katholischen Religion) hin zu einer Verschmelzung mit dem neuheidnischen und sozialistischen Ökologismus. 
Insbesondere in Lateinamerika gingen diese beiden sozialistischen Strömungen in den letzten 30 Jahren (zumal nach der Verurteilung der Befreiungstheologie im Jahr 1984 durch Kardinal Ratzinger) eine Allianz ein: Nicht nur das sog. Proletariat demnach in der Marktwirtschaft ausgebeutet, sondern auch die Umwelt. Die Befreiungstheologie versteckte sich nach der Verurteilung durch die Glaubenskongregation im Gewand des Umweltschutzes. Sein altes Ziel behielt sie aber stets im Auge, also die Errichtung einer katholisch getarnten sozialistischen Gesellschaft. 
Eine Überwindung dieser „Ausbeutung“ gelingt nach dem Verständnis der Progressisten durch die Aufhebung des Privateigentums und die Einführung eines marxistischen Systems. Eine solche Gesellschaft wird die Menschen zu ihrem primitiven "Urzustand" führen, in der sie zwar bar jeglicher Zivilisation, aber im Einklang mit der Natur leben. Im Grunde eine Art Naturreligion mit katholischem Anstrich.
Dass hier marxistische politische Ziele unter „katholischem“ Gewand angestrebt werden, ist offensichtlich.
Die marxistische Revolution kann aber noch viel universeller ausgerufen werden. Wieso soll sie nur für die Amazonas-Anrainer gelten? KNA schreibt nämlich: >"Die Rechte der indigenen Völker werden regelmäßig mit Füßen getreten, wenn am Amazonas für unsere Autos Erdöl gefördert, für unsere Kraftwerke Kohle abgebaut, oder für unseren Fleischhunger Rinder gemästet werden", ergänzte Thomas Wieland, der für Adveniat an der Konferenz in Washington teilnimmt.<
Hier werden klassisch sozialistisch-populistische Assoziationen hergestellt, nämlich das Bild des Südens, welches vom reichen Norden ausgebeutet wird. Ein klassisches sozialistisches Klischee der 1960er und 1970er Jahre.
Die Wahrheit ist eine ganz andere: Dank marktwirtschaftlicher Reformen (die man von Ländern des „Nordens" kopiert hat) und Investitionen des „verhassten Nordens“ haben die lateinamerikanischen Staaten die wirtschaftliche und technologische Anpassung an die Industrieländer gefunden. Dies geschah durch den wirtschaftlichen Anschluss an kapitalistische Länder wie den Vereinigten Staaten, Deutschland und Japan. 
Solange die Länder Lateinamerikas sich in der Peripherie von kommunistischen Diktaturen wie die Sowjetunion oder Kuba aufhielten, waren sie unterentwickelt und erreichten minimale Wachstumsraten. Das gilt vor allem für die Anrainer-Staaten des Amazonas. 
Erst durch marktwirtschaftliche Reformen in den 1980er und 1990er Jahren konnten massenhaft arme Menschen in den Mittelstand aufsteigen. Dies erwähnen die Progressisten in Europa niemals, denn sie wollen das Bild eines unterentwickelten und armen Lateinamerikas pflegen. 
In Berkeley wird auch Kardinal Reinhard Marx sprechen. KNA schreibt über ihn: „Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat die politische Bedeutung der Amazonas-Synode im Herbst unterstrichen.“
Damit ist sozusagen die „Katze aus dem Sack“. Es geht vor allem um Politik und zwar um sozialistische Politik. Es geht nicht um die Bekehrung der Völker zur katholischen Kirche oder um die Verbreitung des katholischen Glaubens im Amazonas-Gebiet. 
Nein, in der Amazonas-Synode geht um die Schaffung eines neuen sozialistischen, ökologistischen und antieuropäischen Paradigmas: Eine primitive Kirche in der Wildnis als Modell für die Universalkirche. Und eine Abkehr des benediktinischen Ideals von Kirche, der die Förderung des katholischen Glaubens stets mit der Förderung des zivilisatorischen Fortschritts der Menschheit verknüpfte.

Erstmals veröffentlicht in http://mathias-von-gersdorff.blogspot.com

Dienstag, 12. März 2019

Die Zeit fliegt dahin


Die Zeit fliegt dahin – 1887

Gemälde von William Gerard Barry (ca. 1865-1941) 

Eine alte Frau bleibt, auf ihren Stock gestützt, stehen, um einer Gruppe von Kindern zuzuschauen, die in der Sonne spielen und scheinbar damit beschäftigt sind, irgendwelche Insekten im Moos unter dem Baum zu beobachten. Wie die Zeit dahin fliegt! Es scheint ihr als wäre es erst gestern gewesen, dass sie selbst sich mit ihren Jugendfreunden hier aufgehalten hat, die gewiss nicht mehr am Leben sind. 
Die goldenen Strahlen eines Spätnachmittags leuchten zwischen den Blättern durch, das warme Gras und das Unterholz verbreiten einen guten Geruch. Aber schon werden die Schatten länger und kündigen den Abend an. Der Fluss strömt unaufhaltsam ruhig dahin so wie die Zeit, die entflieht. 
Im Hintergrund beherrscht der Kirchturm die Szene und zeigt zum Himmel. Unser Leben auf der Erde ist nur eine Durchreise, eine Vorbereitung, um Gott kennen und lieben zu lernen, ihm zu dienen und so das ewige Leben zu erlangen. Dort, wo die Zeit nicht mehr dahin fliegt und wo man für immer jung bleibt. 


(Aus dem Kalender „365 Tage mit Maria“ 


von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“, November 2013)

Donnerstag, 7. März 2019

Aktualität der scholastischen Philosophie

Die Methoden der scholastischen Philosophie entsprechen den modernen Notwendigkeiten

Darum ist es sehr zu beklagen, dass man die Philosophie, die von der Kirche aufgenommen und anerkannt ist, heute von mancher Seite der Verachtung preisgibt, als veraltet in der Form und rationalistisch –, wie sie sagen – in der Denkweise erklärt. Die Gegner behaupten, dass diese unsere Philosophie irrtümlicherweise die Meinung verteidige, es gebe eine absolut gültige Metaphysik; während sie im Gegenteil sagen, die Wahrheiten, besonders die transzendenten, könnten keinen geeigneteren Ausdruck finden als in ganz verschiedenen Lehrsätzen, die sich ergänzen, obwohl sie untereinander in gewisser Weise im Gegensatz stehen. Darum geben sie auch zu, dass die auf unseren Schulen gelehrte Philosophie mit ihrer klaren Beschreibung der Fragestellung und Lösung, mit der genauen Bestimmung der Begriffe und ihren klaren Unterscheidungen wohl nützlich sein könne zum Studium der scholastischen Theologie, die sich der Denkungsart des mittelalterlichen Menschen in hervorragender Weise anpasste; aber – so fügen sie hinzu – sie kann keine philosophische Methode bieten, die unserer modernen Kultur mit ihren Bedürfnissen entspricht.

Aus der Enzyklika „Humani Generis“ von Pius XII., vom 12.8.1952

Dienstag, 5. März 2019

Reform der menschlichen Gesellschaft


„Wer sieht nicht ein, wie überaus leicht sich jede Reform der menschlichen Gesellschaft verwirklichen ließe, die Wir Uns seit Beginn Unseres Pontifikates und namentlich bei der Verkündigung dieses feierlichen Jubiläums zur Aufgabe gestellt haben, wenn der Weg der geistigen Kindheit (der hl. Theresia vom Kinde Jesu) Allgemeingut würde.“

Aus der Homilie Pius' XI. bei der Heiligsprechung am 17. Mai 1925

Sonntag, 3. März 2019

Wie soll sich ein Katholik verhalten angesichts der Missbrauchsskandale in der Kirche?


P. David Francisquini
P. David Francisquini
FRAGE: - In den Medien häufen sich mehr und mehr Berichte über sexuelle Missbrauchsfälle von Priestern, was in einigen Menschen Zweifel über den katholischen Glauben nährt oder gar dazu führt, dass sie der Kirche fern bleiben oder die religiöse Praxis aufgeben. Andere meinen, es wäre besser den priesterlichen Zölibat aufzuheben, in der Annahme dieser sei der Grund der Missbräuche. Wie kann ein Katholik die Kirche in einer solchen Situation am besten Verteidigen? Sollte diese Fakten angezeigt werden, oder würde das Wasser auf die Mühlen der Feinde führen?
Antwort – Wir möchten zunächst einmal klar stellen, dass nicht alle von den Medien veröffentlichten oder von der Justiz untersuchten Anschuldigungen von Missbrauch echt sind. Man weiß ja, dass in vielen Ländern Medien und auch die Justiz der katholischen Kirche feindlich gegenüberstehen und so werden Priester und Prälaten angezeigt und verurteilt ohne dass sie angehört werden, was eine Missachtung der Unschuldsvermutung bedeutet, die jedem Angeklagten bis zur Urteilsfällung zusteht.
Es ist jedoch nicht zu leugnen, dass viele der Untersuchungen eine Vielzahl von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker bestätigt haben, einschließlich von Bischöfen und sogar einem prominenten Kardinal. Es kam auch heraus, dass es in einigen Priesterseminaren und in mit der Kirche verbundenen Organisationen echte Korruptionsnetzwerke gibt.
Die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat) hat mit der Ausbreitung dieser moralischen Plage des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche nichts zu tun. Seriöse statistische Erhebungen haben gezeigt, dass in mehr als achtzig Prozent der Fälle es sich um Missbrauch von männlichen heranwachsenden oder Jugendlichen von Seiten homosexueller Kleriker handelt. Eine spezifische Studie hat bewiesen, dass die Anzahl solcher Missbrauchsfälle mit dem Anstieg von Personen mit homosexuellen Tendenzen in den Reihen des Klerus entsprechend zugenommen hat.
In der Arche Noah wurden alle Tiere untergebracht, reine wie unreine.
Diese Unterwanderung des Priestertums begann in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als Bedingungen zur Aufnahme in Priesterseminaren und ihre interne Disziplin gelockert wurden, sowie die Relativierung der Moral/Sittenlehre im Studium der Theologie nach dem 2. Vatikanischen Konzil. Mit dazu beigetragen hat auch die Verbreitung der sogenannten „Homo-Häresie“, das heißt, die irrtümliche Behauptung, homosexuelle Tendenz sei nicht naturwidrig, und homosexuelle Beziehungen seien durchaus erlaubt.
Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte der Kirche, dass Häresie und sittenwidrige Verderbnis sich wie ein Krebsgeschwür unter denen verbreitet, die berufen worden sind „das Salz der Erde“ und „das Licht der Welt“ zu sein (Mt 5, 13-14). Doch konnten Päpste und Heilige in solchen Fällen das Priestertum reformieren und die kirchliche Disziplin wie die Reinheit der Sitten, die die Diener Gottes auszeichnen müssen, wiederherstellen. In den finsteren Zeiten, die wir heute durchlaufen, hat diese notwendige Sittenreform in den Reihen des Klerus und der Hierarchie noch gar nicht begonnen
Angesichts der heutigen Skandale und um unseren Glauben zu stärken, ist es angebracht in Erinnerung zu rufen, dass die von Jesus Christus gestiftete Kirche, wie es der Katechismus des Konzils von Trient erklärt, nicht das ist, wie es sich Luther und seine Gefolgschaft einbildeten, etwa eine rein geistige Gemeinschaft ausschließlich gebildet von Gerechten, die den Glauben haben.
Über die „streitende Kirche“ erklärt der Katechismus von Trient: „In der streitenden Kirche gibt es zwei Klassen von Menschen, die der Guten und die der Bösen; und zwar nehmen die Bösen an denselben Sakramente Teil, bekennen auch denselben Glauben, wie die Guten, sind ihnen aber im Leben und Sitten unähnlich.“ (…)

In die Arche Noah wurden reine und unreine Tiere aufgenommen (Gen 7,2; 1 Petr 2,6;
vgl. Apg 10,9;11,4-18). Sie war ein Ebenbild und Gleichnis der (streitenden) Kirche.
„Die Kirche ... schließt nicht nur die Guten, sondern auch die Bösen in sich, wie das Evangelium in vielen Gleichnissen lehrt; z. B. da wo es erwähnt, dass das Himmelreich, d. h. die streitende Kirche, ,gleich sei einem Netze, welches in’s Meer geworfen wird‘ (Mt 13,47); oder ,einem Acker, auf welchen Unkraut mit eingesät worden ist‘ (Mt 13,24); oder ,einer Tenne, welche Getreide mit Spreu vermischt enthält‘ (Mt 13,12; Lk 3,27); oder ,zehn Jungfrauen, welche Teils klug, teils töricht waren‘ (Mt 25,1). Aber schon viel früher kann man in der Arche Noah’s, worin nicht nur ,reine‘ sondern auch ,unreine Tiere‘ (Gen 7,2; 1 Petr 2,6; vgl. Apg 10,9; 11,4-18)eingeschlossen wurden, ein Bild und Gleichnis dieser Kirche schauen. Wiewohl aber der katholische Glaube in Wahrheit und unerschütterlich versichert, dass Gute und Böse zur Kirche gehören, so muss man doch nach denselben Regeln des Glaubens erklären, dass es mit jedem von beiden Teilen eine ganz verschiedene Bewandtnis hat. Denn wie Spreu mit Getreide auf der Tenne vermengt ist, oder bisweilen verschiedenartig abgestorbene Glieder mit dem Leibe noch verbunden sind: so sind auch die Bösen in der Kirche enthalten.“
Heiden, Häretiker, Schismatiker und Exkommunizierte gehören nicht zur Kirche
Heinrich VIII. von England entfernte sich der Kirche, 
als er die Oberhoheit des Papstes verneinte und fiel in
Häresie, was zur Gründung der anglikanischen Kirche
führte. (Bild von Hans Holbein, dem Jüngeren, 16. Jh
Walker Art Gallery, Liverpool, England)
„Daher kommt es, so der Katechismus weiter, dass nur drei Menschenklassen von der Kirche ausgeschlossen sind: erstens die Ungläubigen, dann die Häretiker und Schismatiker, endliche die Exkommunizierten. Die Heiden, weil sie nie in der Kirche gewesen und sie auch nie erkannt haben, noch irgendeines Sakraments in der Gemeinschaft des christlichen Volkes teilhaftig geworden sind; die Häretiker aber und Schismatiker, weil sie von der Kirche abgefallen sind. Denn sie gehören zur Kirche ebenso wenig als Überläufer noch dem Kriegsheer angehören, von dem sie abtrünnig geworden. Es ist jedoch nicht zu leugnen, dass sie unter der Gewalt der Kirche stehen, um von ihr vor Gericht gerufen, bestraft und mit dem Bannfluch belegt werden. Endlich auch die Exkommunizierten, weil sie, durch das Urteil der Kirche von ihr ausgeschlossen, nicht zu ihrer Gemeinschaft gehören, bis sie sich bekehren. Von den Übrigen aber, wenn auch noch so gottlosen und verbrecherischen Menschen, ist gar kein Zweifel, dass sie noch in der Kirche verbleiben; und man muss die Gläubigen beständig darüber belehren, damit sie sich gewiss überzeugt halten, dass die Vorsteher der Kirche, wenn ihr Leben auch schändlich wäre, dennoch in der Kirche sind und deshalb nichts von ihrer [kirchlichen] Gewalt verlieren.
Der Katechismus fügt noch hinzu: „Sie wird heilig genannt, weil sie Gott geheiligt und geweiht ist; denn in diesem Sinne pflegt man alles Ähnliche, obwohl es körperlich ist, heilig zu nennen, wenn es dem göttlichen Dienst zu eigen gegeben und gewidmet ist (Lev 27,28-30). (…) Heilig muss sie auch deshalb genannt werden, weil sie wie ein Leib mit dem heiligen Haupt, Christus dem Herrn (Eph 4,15-16), dem Urquell aller Heiligkeit (Dtn 9,24; Jes 41,14; Lk 1,35), zusammenhängt, von dem sich die Gnadengaben des Heiligen Geistes und die Reichtümer der göttlichen Güter ergießen (Eph 2,7; 3,8; 16-19). (…) Dazu kommt, dass nur die Kirche den regelmäßigen Opferdienst und den heilsamen Gebrauch der Sakramente hat, durch welche wie durch wirksame Instrumente der göttlichen Gnade Gott die wahre Heiligkeit wirkt, so dass alle Diejenigen, welche wahrhaft heilig sind, außerhalb dieser Kirche nicht sein können.“
Die Kirche ist heilig trotz der unzähligen Sünder
Und der Katechismus folgert: „Es darf Niemand Wunder nehmen, dass die Kirche heilig genannt wird, obgleich sie viele Sünder in sich enthält. Denn heilig heißen die Gläubigen, die Volk Gottes geworden sind, oder die durch den Glauben und Empfang der Taufe sich Christo geweiht haben, obgleich sie in Vielem fehlen und, was sie angelobt haben, nicht erfüllen.“
Da es ein Glaubenssatz ist, dass die Kirche heilig ist, und es in ihr viele Sünder neben den Guten gibt, braucht man die Sünden ihrer Mitglieder, die öffentlich und den Gläubigen (und sogar den Ungläubigen) zum Ärgernis geworden sind, nicht mit einem Mantel des Schweigens verdecken. In historischen Situationen in denen die Unsitte des Klerus sich verallgemeinert hat, ist die öffentliche Anklage von Nutzen und kann sogar pflichtig sein, weil es der erste Schritt ist für eine notwendige Reform.
Darüber schreibt der Theologe P. Enrico Zoffoli, aus dem Orden der Passionisten, in seinem Buch „Kirche und Männer der Kirche“: „Wir haben überhaupt kein Interesse, die Sünden der schlechten Christen, der unwürdigen Priester, der niederträchtigen und unfähigen, unehrlichen und arroganten Pastoren, zu verdecken. Es wäre naiv und sinnlos, zu versuchen, ihre Sache zu verteidigen, ihre Verantwortlichkeiten zu mindern, den Umfang ihrer Fehler zu verringern oder den ,historischen Kontext‘ und die ,spezifischen Situationen‘ herbeizuziehen, um alles zu erklären und alles zu vergeben.“
Wie gesagt, die Wahrhaftigkeit und Heiligkeit der katholischen Kirche hängt nicht von der Tugend ihrer Kinder ab, die durch Schwäche oder Bosheit ihrer Taufe, ihrer Priesterweihe, ihrer bischöflichen Weihe oder sogar ihrem Petrinischen Ministerium untreu werden können (Die Geschichte berichtet leider nicht wenige Fälle von Päpsten, die großes Ärgernis gegeben haben). Dies liegt daran, dass die Heiligkeit der Kirche von ihrer Eigenschaft als mystischer Leib Christi herrührt. Es genügt daher, dass eine „kleine Herde“ (Lk 12,32-34) inmitten des allgemeinen Verfalls - wie bereits im vierten und elften Jahrhundert geschehen - der Lehre Unseres Herrn treu bleibt, damit die Kirche nicht nur heilig bleibe, sondern auch in Gnade und Heiligkeit wachse, wie der göttliche Meister in seinem irdischen Leben.
In den Erscheinungen von 1848 bestätigte die Gottesmutter in La Salette, dass die Priester zu Kloaken der Unreinheit geworden waren. Bitten wir sie, großzügige Seelen zu senden, die Tag und Nacht für die Menschen Gnade und Vergebung erflehen, damit Gott sich mit den Menschen versöhne und Jesus Christus gedient, verehrt und wieder verherrlicht wird.


Die triumphierene Kirche – Fra Angelico, 1423. National Gallery, Londres.

Quelle: Zeitscrift “Catolicismo”, Nº 818, Februar/2019
„Das Wort des Priesters“ (unter diesem Titel antwortet P. David Francisquini von Lesern oder der Redaktion gestellte Fragen. P. Francisquini ist Pfarrer der für den außerordentlichen Messritus zuteilgeten Kirche des Unbefleckten Herzens Mariens in Cardoso Moreira, RJ, Brasilien).
Für den deutschen Text des Katechismus: „Katechismus nach dem Beschluss des Konzils von Trient“ für die Pfarrer auf Befehl des Papstes Pius V. und Klemens XIII herausgegeben. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruck A –G. München Regensburg. Regensburg 1902. 10. Kapitel: Vom neunten Artikel des Credo.

Freitag, 1. März 2019

Die Klagen der Völker dessen Regierungen sich gegen Gott und seine Kirche erheben

Von den äußersten Grenzen des Morgenlandes bis zum entferntesten Abendland hören wir die Wehrufe von Völkern, deren Fürsten oder Führer sich verbündet und verschworen haben wider den Herrn und wider seine Kirche. In jenen Ländern sehen wir alles göttliche und menschliche Recht vergewaltigt. Da werden Kirchen niedergerissen und zerstört, Geistliche und gottgeweihte Ordensschwestern aus ihrem Heim vertrieben und mit Spott, Rohheit, Hunger und Kerker gequält; Scharen von Knaben und Mädchen vom Mutterschoße der Kirche weggeraubt und obendrein dazu verführt, Christus abzuschwören und zu lästern, verführt zu schlimmen Unzuchtsünden; das ganze Christenvolk, atemlos gehetzt und versprengt, schwebt in ständiger Gefahr, entweder vom Glauben abzufallen oder eines harten Todes zu sterben. Die Dinge sind wirklich so traurig, dass man meint, mit solchen Vorgängen kündige und zeige sich jetzt schon der Anfang der Wehen an, die der Mensch der Sünde bringen wird, der über alles sich erhebt, was Gott heißt oder Heiligtum.


Aus der Enziklyka "Miserantissimus Redemptor" von Pius XI. vom 8. Mai 1928