Montag, 16. September 2019

Das anarchische Ziel der Revolution



„Wie das Aufwallen ungezügelter Neigungen auf der einen Seite den Hass gegen jede Art von Beschränkung und Gesetz auslöst, ruft es auf der anderen Seite den Hass gegen jede Art von Ungleichheit hervor. So führt dieses Aufwallen zur utopischen Vorstellung eines marxistischen Anarchismus, der vorgibt, dass die entwickelte, in einer klassen- und regierungslosen Gesellschaft lebende Menschheit einer vollkommenen Ordnung und völligen Freiheit teilhaftig wird, ohne dass dieser Zustand zu irgendeiner Art von Ungleichheit führen würde. Man sieht hier, dass dies gleichzeitig das liberalste und egalitärste Ideal beschreibt, das man sich vorstellen kann.
Die anarchische Utopie des Marxismus sieht einen Zustand vor, in dem die menschliche Persönlichkeit einen derart hohen Grad an Fortschritt erreicht haben würde, dass sie sich in einer Gesellschaft ohne Staat und Regierung frei entwickeln könnte.“[1]
Die Revolution ist dabei, im heutigen Menschen die Vorstellung von Sünde, ja sogar den Unterschied zwischen Gut und Böse zu zerstören und damit ipso facto auch die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus abzustreiten, denn ohne die Sünde wird diese unverständlich und verliert jeden logischen Bezug zu Geschichte und Leben.[2]
Indem sie, wie in der liberalen Phase geschehen, alles Vertrauen in den Einzelmenschen oder, wie in der sozialistischen Phase, in die Kollektivität legt, vergöttert die Revolution den Menschen und vertraut auf die Möglichkeit einer „Selbsterlösung“ infolge einer radikalen sozialen Verwandlung.
      Das anarchische Ziel der Revolution deckt sich schließlich mit der Utopie einer universellen Republik, in der sich alle legitimen Unterschiede zwischen den Völkern, Familien, Gesellschaftsklassen in einem verworrenen, siedenden Brei auflösen.
„Eine Welt, in deren Schoß die in einer universellen Republik vereinigten Vaterländer nur noch geographische Bezeichnungen darstellen, eine Welt, die weder soziale noch wirtschaftliche Unterschiede kennt, die von Wissenschaft und Technik, Werbung und Psychologie zur Verwirklichung des endgültigen menschlichen Glücks geführt wird: Das ist die Utopie, zu der uns die Revolution geleitet.“[3]





Anmerkungen
[1] Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Revolução e Contra-Revolução, a.a.O., S. 33. „In dieser Gesellschaft, die auch ohne Regierung in vollkommener Ordnung leben würde, wäre auch die wirtschaftliche Produktion organisiert und gut entwickelt, und der Unterschied zwischen geistiger und manueller Arbeit wäre überwunden, Ein noch nicht näher bestimmtes Auswahlverfahren würde die Leitung der Wirtschaft den Fähigsten überantworten, ohne dass sich deshalb Klassen bilden würden. Darin beständen die letzten, unbedeutenden Überreste der Ungleichheit. Da aber die anarchistische kommunistische Gesellschaft noch nicht das Ende der Geschichte darstellt, scheint die Annahme angebracht, dass auch diese Überreste durch die spätere Entwicklung abgeschafft würden.“ (Ibid., S. 33)
[2] Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Revolução e Contra-Revolução, a.a.O., S. 36.
[3] Ibid. S. 37. Die „religiösen“ Prämissen dieser Utopie hat Thomas MOLNAR sehr gut in seinem Werk Utopia. The perennial heresy, Sheed and Ward, New York 1967, beschrieben.

Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel IV, Abschnitt 9, SS 153-154.


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