Donnerstag, 4. Juli 2019

Pan-Amazonas-Synode: Auf dem Weg zu einer Stammes- und ökologischen neuen Kirche?





von Julio Loredo 4.7.2019
Das Pontifikat von Papst Franziskus zeichnet sich aus durch sensationelle Äußerungen, die Lehren, Praktiken und Strukturen der Kirche untergraben, die bisher zu ihrem Wesen schlechthin gehörten. Er selbst hat diese eingeschlagene Linie als „Paradigmenwechsel“ definiert, d.h. als einen klaren Bruch mit der bisherigen Kirche, die ihm vorausging.
Hier ist eine neue und sensationelle Geste, die viele Dinge umwerfen könnte.
Inmitten einer relativen Stille der europäischen Medien (lateinamerikanische Medien sprechen etwas mehr darüber) berief der Papst eine Sonderversammlung der Bischofssynode für das gesamte Amazonasgebiet ein, die im Oktober in Rom stattfinden wird. Zur Versammlung werden Bischöfe aus Ländern, die Territorien im Amazonasgebiet haben: Brasilien, Peru, Kolumbien, Ecuador, Venezuela und Bolivien. Beobachter aus anderen Ländern werden ebenfalls teilnehmen.
Zu diesem Zweck wurde das Red Eclesial Panamazónica gegründet (Panamazonisches Kirchliches Netzwerk - Repam in der spanischen Abkürzung). Es soll die kirchlichen Strukturen in Lateinamerika koordinieren und hat seinen Sitz in Quito, Ecuador. Repam-Vertreter stehen in ständigem Kontakt mit den Europäischen Bischofskonferenzen sowie mit den Agenturen der Europäischen Union, um die Synode auf dem alten Kontinent bekannt zu machen.
„Der Hauptzweck dieser Einberufung ist es, neue Wege für die Evangelisierung dieses Teils des Volkes Gottes zu finden, insbesondere der Ureinwohner, die oft vergessen werden und keine Aussicht auf eine unbeschwerte Zukunft haben, auch nicht wegen der Krise des Amazonaswaldes, eine Lunge von großer Bedeutung für unseren Planeten“, so der Papst im Angelusgebet vom 15. Oktober 2017.
Die Idee, eine Synode einzuberufen, um die Evangelisierung der indigenen Völker des Amazonas zu fördern, wäre an sich lobenswert. Tatsächlich sind sie ein Teil des Volkes Gottes, das die Frohe Botschaft erhalten muss. Leider zeigt der Kurztext der Einberufung bereits mindestens zwei Elemente, die insbesondere innerhalb der Logik des „Paradigmenwechsels“ erhebliche Besorgnis erregen.
Hl. Josef von Anchieta
Es spricht von „neuen Wegen der Evangelisierung“. Was meint Franziskus mit „neuen“?
Die „alten“ Pfade beginnen im 16. Jahrhundert mit der Evangelisierung der Ureinwohner durch spanische und portugiesische Missionare, von denen einige heiliggesprochen wurden: der hl. Toribio de Mogrovejo, der hl. Francisco Solano, der hl. Josef von Anchieta, der hl. Petrus Claver, der hl. Rochus González de Santa Cruz, der hl. Petrus von San José de Betancur, der hl. Ludwig Beltrán, der hl. Philipp von Jesus und viele andere.
Der Zweck dieser „alten“ Evangelisierung war sehr klar: Diesen Völkern die frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden und sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen, um sie so in den Schoß der Heiligen Römisch-katholischen Kirche zu führen, in diese riesige geistige Familie, die christliche Zivilisation genannt wird. Papst Pius XII. nannte es zu Recht „das größte Missionsepos nach der Gründung der Kirche“.

Hl. Turibius von Mogrovejo
Seit einigen Jahrzehnten ist jedoch eine neue Strömung entstanden, die eine solche Evangelisierung radikal bestreitet. Die Indianer, sagen die Anhänger dieser Strömung, haben es nicht nötig unterrichtet zu werden. Sie sind es, die uns unterrichten müssen. Wir dürfen sie auf keinen Fall in den Schoß der Kirche bringen. Im Gegenteil, es ist die Kirche, die ihre Lehre, Praktiken und Strukturen an die indigenen Wege anpassen muss. Darüber hinaus dürfen wir den Indianern keine christliche Zivilisation „aufzwingen“. Wir sind es, die von ihrem Stammesmodell lernen müssen, es ist nämlich „unschuldiger“, „fairer“, „solidarischer“ und vor allem nicht „konsumistisch“ (Konsumorientiert).
Diese sogenannte „indigenistische“ Strömung hat sogar eine Theologie entwickelt: „indigenistische Befreiungstheologie“ oder einfach „indigenistische Theologie“.
Anhänger der indigenen Strömung mobilisieren sich bereits in ganz Lateinamerika und in Europa. Die Pan-Amazonas-Synode sei eine zu gute Gelegenheit, um sie nicht zu verpassen. Sie sind in Abteilungen der verschiedenen Bischofskonferenzen eingebettet und werden von Repam koordiniert. Sie bereiten bereits die Pläne vor, veröffentlichen Grundtexte und organisieren die Propaganda in den Medien, so wie es die Progressisten vor und während des Zweiten Vatikanischen Konzils taten.
Ist der Indigenismus das, was Papst Franziskus fördern will, wenn er von „neuen Wegen der Evangelisierung“ spricht? Wenn nicht, hat er Maßnahmen ergriffen, um die schädlichen Aktionen der Indigenisten einzudämmen oder zu neutralisieren? Oder gibt er ihnen mit seinem Laissez-faire diese Gelegenheit auf einem Silbertablett?
Ein zweites besorgniserregendes Element ist die Erwähnung der „Krise des Amazonaswaldes, einer für unseren Planeten wichtigen Lunge“. Zunächst sind die Daten wissenschaftlich fragwürdig. Der Amazonas-Wald ist dicht mit verrottenden Stoffen im Unterholz bedeckt, die nachts fast den gesamten tagsüber produzierten Sauerstoff verbrauchen. Der einzige Weg, es zu einer echten „Lunge“ zu machen, wäre, es zu reinigen, das heißt, auf menschliches Eingreifen zurückzugreifen: genau das ist es, was die Umweltschützer nicht wollen.
Radikale Umweltschützer gehen Hand in Hand mit Indigenisten, indem sie behaupten, die Indianer besäßen uraltes Wissen über den Naturschutz. Dies ist genau der radikale Umweltschutz, der die Enzyklika „Laudato si“ durchdringt, die die Indigenisten als eine Art Manifest oder Programm herausgearbeitet haben.
Neben diesen beiden zentralen Anliegen stellen sich weitere Streitpunkte:
- Sie wollen die Liturgie unter dem Vorwand manipulieren, um sie der indigenen Mentalität und Tradition anzupassen.
- Sie wollen die kirchliche Disziplin des Zölibats ändern, indem sie die Gestalt des verheirateten Priesters in Amazonien einführen.
- Sie wollen die organische Struktur der Kirche ändern, indem sie ein Netzwerk indigener Gemeinschaften anstelle von Pfarreien aufbauen, um sie später als Vorbild für die Weltkirche zu präsentieren.
Am Horizont erhebt sich also die Utopie einer neuen Stammes- und ökologischen Kirche, ein altes Projekt lateinamerikanischer Progressiven, das Plinio Corrêa de Oliveira bereits 1976 angeprangert hatte. Dieses Mal wird es jedoch aus dem Herzen der Christenheit gefördert…
Wir werden auf das Thema zurückkommen.

Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht auf Englisch in
https://panamazonsynodwatch.com/pan-amazon-synod-towards-a-tribal-and-ecological-new-church/

Keine Kommentare: