Donnerstag, 10. Mai 2018

Christi Himmelfahrt


Im Jahre 1765 malte der in Kempten geborene, in Rom ausgebildete und zeitweise in Memmingen wohnende Franz Georg Hermann (1692-1768) für die evang. Martinskirche in Steinheim bei Memmingen diese „Himmelfahrt Christi“.
Nach Lk 24,50-53 erhob Christus bei seiner Himmelfahrt seine Hände und die Apostel beteten ihn an. Nach der Apg 1,9 entzog ihn eine Wolke ihren Blicken. Diese drei Aussagen sind auf dem Bild zu sehen: A) Christus erhebt seine Hände. Eine ähnliche Haltung (Orantenhaltung) nimmt heute noch der Priester ein, wenn er während der hl. Messe die Präsidialgebete spricht. B) Die Apostel beten ihn teils kniend, teils stehend an. Hierbei zeigt der Maler mehrere Gebetshaltungen: beim Apostel im linken Vordergrund zum Gebet verschränkte Hände, gefalteten Hände bei vermutlich Jakobus, der in der Mitte kniet, die Orantenhaltung des stehenden Apostels Johannes rechts und das Sich-an-die-Brust-schlagen beim rechts im Vordergrund knienden Apostel, vermutlich Petrus. Die letzten drei Apostel erlebten auch die Verklärung Christi. C) Christus fährt in eine Wolke hinein. Diese Wolke beginnt sich schon unter dem linken Knie von Christus zu schließen.
Das Bild ist sehr ansprechend komponiert: Die Köpfe der Hintergrundapostel reihen sich an einer gedachten Horizontalen auf. Dieser steht eine Vertikale gegenüber, welche von dem Vordergrund knienden, bärtigen Apostel ausgeht und über seine erhobenen Arme und gefalteten Hände zu Christus hinaufführt. Im hl. Johannes wiederholt der Maler fast die Arm- und Gesichtshaltung von Christus. Vielleicht will der Maler mit der Ähnlichkeit des Lieblingsjüngers die besondere Nähe des Apostels zu Jesus hervorheben.
Im Bild kann man zwölf Apostel zählen. Da Judas aus dem Apostelkreis bei der „Himmelfahrt“ schon ausgeschieden war und nach der Apostelgeschichte Matthias erst danach gewählt wurde, kann man darin einen Hinweis auf die zwölf Apostel als Intuition sehen. AE

(Titelbild DER FELS Mai 2016)
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