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Heiliger Ludwig M, Grignion von Montforrt |
Am 4.
November veröffentlichte das Dikasterium für die Glaubenslehre die „Mater Populi Fidelis: Lehrnote zu einigen
Marientiteln bezüglich Marias Mitwirkung am Heilswerk“ (im Folgenden:
Note). Präfekt des Dikasteriums, Kardinal Victor Manuel Fernández, und
Sekretär, Msgr. Armando Matteo unterzeichnete die Note, die Papst Leo XIV. am
7. Oktober billigte und deren Veröffentlichung er anordnete. Die Note stellt
klar, dass die Abfassung des Dokuments während des Pontifikats von Papst
Franziskus beschlossen wurde: „Der Papst Leo XIV. billigte in der Audienz, die
dem unterzeichneten Präfekten zusammen mit dem Sekretär der Glaubenssektion des
Dikasteriums für die Glaubenslehre am 7. Oktober, dem Gedenktag Unserer Lieben
Frau vom Rosenkranz, gewährt wurde, die vorliegende Note, die in der ordentlichen Sitzung dieses Dikasteriums am 26. März 2025
beschlossen wurde, und ordnete ihre Veröffentlichung an.“[1]
Ebenso skandalös wie die Erklärung
„Fiducia supplicans“
Diese
Note sorgte unter den Gläubigen für Skandal und Verwirrung, möglicherweise
sogar mehr als die Veröffentlichung der von Papst Franziskus gebilligten Erklärung „Fiducia supplicans“ über die
pastorale Bedeutung von Segnungen durch dasselbe Dikasterium am 18.
Dezember 2023, welche die Segnung homosexueller und ehebrecherischer
Verbindungen erlaubte.[2]
Bezeichnenderweise
veröffentlichte die New York Times
einen Tag nach Erscheinen der Fiducia supplicans
einen Artikel mit einer aussagekräftigen Überschrift: „Geschichte wird geschrieben an einem Dienstagmorgen – mit dem Segen
der Kirche: Einen Tag nach der Ankündigung des Papstes, dass katholische Priester
gleichgeschlechtliche Paare segnen dürfen, empfängt ein New Yorker Paar seinen
Segen.“
Die Times illustrierte den Artikel mit einem
Foto von Pater James Martin SJ, einem der führenden Köpfe der „katholischen“
Homosexuellenbewegung, der ein homosexuelles Paar segnet, und der
Bildunterschrift: „Pater James Martin
segnet Jason Steidl Jack (links) und seinen Ehemann Damian Steidl Jack (Mitte)
in Manhattan.“[3]
Sowohl
die Note als auch die Fiducia supplicans
verwerfen die Lehre, die die Kirche in moralischer und dogmatischer Theologie
stets vertreten hat.
„Ein besonderes ökumenisches Bemühen“
In der
Note heißt es, dass im Rahmen eines „besonderen
ökumenischen Bemühens“ geklärt werden soll, „in welchem Sinne bestimmte Titel und Ausdrücke, die sich auf Maria beziehen,
akzeptabel sind oder nicht.“[4] Dr.
Gavin Ashenden, ehemaliger anglikanischer Kaplan von Königin Elisabeth II., der
2019 zum Katholizismus konvertierte, kommentiert die Note wie folgt: „Es gibt Codewörter in der Theologie“, und
eines davon ist „Ökumene“. Er erklärt: „Es
bedeutet, dass sich dieses Dokument in den katholischen Kulturkampf einmischen
wird, und zwar auf der Seite dessen, was wir oft den Geist des Zweiten
Vatikanischen Konzils nennen.“[5]
Diese
Beobachtung ist zutreffend, da das Hauptanliegen der Note eindeutig darin
besteht, die traditionelle kirchliche Lehre von der Miterlösung Mariens und der
universellen Mittlerschaft aufzugeben und sich so weit wie möglich der
protestantischen Position anzunähern.
Pater
Serafino Maria Lanzetta, ein Mariologe[6], kommentiert die Note treffend: „Der Zweck dieses neuen Dokuments ist in der
Tat sehr ökumenisch, das heißt, um
eine Übereinkunft mit den Protestanten zu erzielen. Ehrlich gesagt, würde ich sagen, dass Luther es unterzeichnen würde;
Luther ist sehr zufrieden mit diesem Dokument. Aber was ist mit den
Katholiken?“[7]
Wie Sie
sich vielleicht erinnern, lehnte Luther die Tradition und das Lehramt der
Kirche ab, indem er bekräftigte, dass die Norm des Glaubens sola scriptura (allein die Schrift) sei.
Natürlich wurde die Schrift gemäß seinen, Martin Luthers, theologischen und
philosophischen Theorien interpretiert. Nach einer Zusammenfassung dessen, was
Tradition und Lehramt über die Mittlerschaft und Miterlösung Mariens gelehrt
haben, kommt die Note, basierend auf Bibelstellen, die gemäß dem Modernismus
und der Nouvelle Théologie
interpretiert wurden, zu dem Schluss: „Es ist stets unangemessen, den Titel
‚Miterlöserin‘ zu verwenden, um Marias Mitwirkung zu definieren“ (Nr.
22). Und weiter: „Angesichts dieser Klarheit im geoffenbarten Wort Gottes ist besondere
Vorsicht geboten, wenn der Begriff ‚Mittlerin‘ auf Maria angewendet wird“
(Nr. 24).
Verzicht auf das ordentliche Lehramt
Wie
bereits erwähnt, erkennt die Note zwar an, dass diese Titel in der frühen
Kirche ihren Ursprung haben, sich im Laufe ihrer Geschichte weiterentwickelt
haben, von den größten Theologen erklärt und – was besonders wichtig ist – von
den Päpsten verwendet wurden, doch ignoriert das Dokument die Tradition und das
Lehramt der Kirche.
Würden
falsche oder unzureichende Lehren über einen langen Zeitraum durch Päpste,
Bischöfe, Theologen und kirchliche Praktiken wie die Liturgie, die Genehmigung
von Gebeten und die Erlaubnis zum Bau von Kirchen und Schreinen zur Verehrung
einer bestimmten Andacht an die Gläubigen weitergegeben, würde die Kirche
Irrtum statt Wahrheit verbreiten, was ihrem Auftrag widerspräche.
Deshalb
bekräftigte Pius XII., dass die Verheißung unseres Herrn auch für das
ordentliche Lehramt gilt: „Wer euch hört,
der hört mich“ (Lukas 10,16).[8] Das ordentliche Lehramt der Kirche
beschränkt sich nicht auf die Lehre der Päpste. Es umfasst auch alles, was
Theologen über einen längeren Zeitraum als kirchliche Lehre darstellen und was
die Gläubigen seit Langem als solche angenommen haben. Würde die Kirche
zulassen, dass diese gemeinsame, beständige und universelle Lehre Irrtümer
enthält, so würde sie selbst irren.[9]
So
schrieb der bekannte Theologe Pater Reginald Garrigou-Lagrange bereits 1941: „Nach dem, was die Kirchenväter über Maria
als die neue Eva lehren, … ist es
allgemeine und sichere Lehre, ja sogar Fidei
proxima, dass die selige Jungfrau,
die Mutter des Erlösers, ihm im Werk der Erlösung als sekundäre und untergeordnete
Ursache verbunden ist, so wie Eva mit Adam im Werk des menschlichen Verderbens
verbunden war.“[10]
Pater J.
A. de Aldama SJ, ein renommierter Mariologe, bemerkte seinerseits 1950 nach der
Analyse der Marientexte der Päpste Pius IX., Leo XIII., Pius X., Benedikt XV.,
Pius XI. und Pius XII.: „Trotz der
Einwände einiger Theologen wird der Titel der Miterlöserin ausdrücklich
bekräftigt.“ Und weiter: „Es ist eine Glaubensfrage, dass Maria
zumindest mittelbar an der Vollendung der Erlösung mitgewirkt hat.“ „Die
Tatsache, dass sie unmittelbar mitgewirkt hat, entspricht auch eher den Lehren
der Päpste.“
Er
schloss: „Dass der Titel ‚Miterlöserin‘ rechtmäßig verwendet
werden kann, steht fest (Hervorhebung im Original); an seiner Angemessenheit besteht kein Zweifel.“[11]
In einer
späteren Schrift betonte er:
„Wenn über mehr als ein Jahrhundert
sechs verschiedene Päpste in zahlreichen, offiziell an die gesamte Kirche
gerichteten Dokumenten mit klarer doktrinärer Absicht und nicht nur beiläufig
übereinstimmen, sich darauf einigen, eine bestimmte Lehre in Bezug auf die
Offenbarungsgute (gemeint sind jene Elemente, die wir als konstant und
gemeinsam bezeichnet haben) zu lehren, kann man dann zugeben, dass diese Lehre
nicht wahr ist? Selbst wenn das ordentliche Lehramt des Papstes nicht von Natur
aus unfehlbar ist, würde die Anerkennung der Möglichkeit eines Irrtums unter
diesen Umständen die gesamte Kirche nicht ernsthaft der Gefahr des Irrtums
aussetzen, von eben jener Person in die Irre geführt zu werden, deren Aufgabe
es ist, den Glauben zu bewahren?“
„Diese Überlegung führt uns zu der
Annahme, dass die Lehre von Marias Verbindung mit dem Erlösungswerk, über ihre
mütterliche Rolle hinaus, unmittelbar im
Bereich der objektiven Erlösung selbst, nicht länger als bloße theologische
Meinung bezeichnet werden kann, sondern den Status einer Gewissheit erreicht
hat.“[12]
Die zerstörerische Wirkung „kritischer
Verehrer“
In
seinem unvergleichlichen Werk „Abhandlung
von der wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria“, einem Buch, das
die Marienverehrung seit Jahrhunderten inspiriert, erörtert der hl. Ludwig
Maria Grignon von Montfort kritische oder falsche Verehrer, die unter dem
Vorwand, Exzesse in der Marienverehrung zu vermeiden, letztlich diese Verehrung
zerstören. Schließen wir diese Betrachtungen mit den Worten dieses verehrten
Heiligen und wahren Marienverehrers ab.
„Die kritischen Verehrer sind gewöhnlich
stolze Gelehrte, sogenannte starke, sich selbstgenügende Geister, die zwar eine
gewisse Ehrfurcht vor der allerseligsten Jungfrau haben, aber alle Andachtsübungen,
welche einfache Leute schlicht und einfältig dieser guten Mutter erweisen, bekritteln,
weil sie nicht nach ihrem Geschmack sind. …
Sie schaden der Andacht zur allerseligsten Jungfrau unendlich und bringen
leider nur allzuviele mit Erfolg davon ab, unter dem Vorwande, derartige Missbräuche
bekämpfen zu müssen.“[13]
„Ist
es darum nicht höchst staunens- und bedauernswert, mein liebenswürdiger
Meister, die Unwissenheit und Blindheit sehen zu müssen, mit der die Menschen
auf Erden Deiner heiligen Mutter gegenüber stehen? Ich rede hier nicht von den
Götzendienern und Heiden, die keine Kenntnis von Dir haben und sich daher auch
nicht darum kümmern, Maria kennen zu lernen. Ich rede auch nicht von den
Häretikern und Schismatikern, die von der Andacht zu Deiner heiligsten Mutter
nichts verstehen, weil sie von Dir wie von deiner heiligen Kirche getrennt
sind. Ich denke hier nur an die katholischen Christen und vor allem an die
Gelehrten, die zwar dazu berufen sind, andere in den Wahrheiten zu
unterrichten, doch weder Dich noch Deine heilige Mutter wahrhaft kennen, und
daher nur auf eine spekulative, trockene, unfruchtbare und gleichgültige Weise
von Euch reden. Nur selten sprechen diese Herren von Deiner heiligen Mutter und
von der Andacht, die man zu ihr haben soll. Denn sie befürchten, wie sie sich
ausdrücken, man möchte damit Missbrauch treiben oder Dir dadurch eine Unbill
zufügen, dass man Deiner heiligsten Mutter zu viel Ehre erweise. [64]
Die deutschen Zitate der „Abhandlung“ wurden aus dem „Goldenem Buch“,
Lins-Verlag, A-Feldkirch, 1987 entnommen
Fußnoten (vom englischen
Original)
[1] Dicastery for the Doctrine of the Faith, Mater Populi Fidelis: Doctrinal Note on Some
Marian Titles Regarding Mary’s Cooperation in the Work of Salvation, Vatican.va, Nov. 4, 2025, https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_ddf_doc_20251104_mater-populi-fidelis_en.html.
[2] See Luiz Sérgio Solimeo, “Pope Francis
Authorizes Blessing Homosexual Couples and Adulterers with a Declaration and a
‘Clarification’ that Favor Sin,” TFP.org, Feb. 1, 2024, https://www.tfp.org/pope-francis-authorizes-blessing-homosexual-couples-and-adulterers-with-a-declaration-and-a-clarification-that-favor-sin/.
[3] Amy Harmon, Ruth Graham, and Sarah Maslin Nir,
“Making History on a Tuesday Morning, With the Church’s Blessing,” The New York Times, Dec. 19, 2023, https://www.nytimes.com/2023/12/19/us/catholic-gay-blessing-pope-francis.html.
[4] Mater Populi Fidelis, Presentation.
[5] Gavin Ashenden, “How Do You Solve a Problem Like
Maria, In the Form of ‘Mary ‘Co-Redemptrix’?’ Mary, Politics, and the Ghost of
Pope Francis,” Nov. 5, 2025,
Gavin Ashenden - 'New English Catholic'
'How Do you Solve a Problem like Maria,- In the Form of 'Mary
"Co-Redemptrix"?'
The new note from Cardinal Fernández and the DDF…
[6] Fr. Serafino Maria Lanzetta is a member of the
Marian Franciscans in the United Kingdom. He is a lecturer in Systematic
Theology at St. Mary’s University, Twickenham, London, and at the Faculty of
Theology in Lugano, Switzerland.
[7] Serafino Maria Lanzetta, “Commentary on Mater Populi Fidelis,” CatholicaFides.org, Nov. 6, 2025, https://catholicafides.org/2025/11/06/commento-alla-mater-populi-fidelis/.
[8] Pius XII, encyclical Humani Generis, no. 20, https://www.vatican.va/content/pius-xii/en/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_12081950_humani-generis.html.
[9] Cf. J.-M. A. Vacant, The Ordinary Magisterium of the Church and its
Organs, Printed with the
authorization of His Grace the Bishop of Nancy and His Grace the Archbishop of
(Paris: Delhomme et Briguet, 1887).
[10] Reginald Garrigou-Lagrange, O.P. The Mother of the Savior, trans. Bernard J. Kelly (Charlotte, N.C.: Tan Books,
2012), https://where-you-are.net/ebooks/mother-of-the-saviour-and-our-i-garrigou-lagrange-reginald-o.pdf.
[11] Iosepho A. de Aldama, S.I., Mariologia seu de Matre Redemptoris, in Sacra theologiae summa (Madrid: Biblioteca de Autores Cristianos, 1950) v.3
p. 372,.
[12] Fr. José A. de Aldama, “Posición actual del
Magisterio Eclesiástico en el problema de la Corredención,” 75, https://archive.org/details/maria-en-la-patristica-de-los-siglos-i-e-ii-jose-antonio-de-aldama/Posici%C3%B3n%20actual%20del%20Magisterio%20Eclesi%C3%A1stico%20en%20el%20problema%20de%20la%20Corredenci%C3%B3n%20-%20Pe.%20Jos%C3%A9%20A.%20de%20Aldama/page/n15/mode/1up.
[13] Louis-Marie Grignon de Montfort. A Treatise on the True Devotion to the Blessed
Virgin, trans. Frederick
William Faber (Sherbrooke, QC: St. Charles Seminary, 1901), 75–76, https://archive.org/details/cihm_75551/page/n161/mode/2up .
[14] de Montfort, The True Devotion, 64.
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