Mittwoch, 27. November 2019

Warum der Pachamama-Kult im Vatikan keine Bagatelle war



Weihbischof Athanasius Schneider
Am 4. Oktober 2019, dem Fest des hl. Franziskus von Assisi, in Anwesenheit von Papst Franziskus und anderer hoher kirchlicher Würdenträger, fand in den Vatikanischen Gärten eine Zeremonie mit eindeutig religiösem Charakter statt [Foto oben], wie der Vatikanische Pressesaal in einer Mitteilung am gleichen Tag erklärte: „Während der Gebetszeremonie, zum Abschluss des Programms der Initiative ,Zeit der Schöpfung‘, die von Papst Franziskus vor kurzem gefördert wurde, wurde ein Baum von Assisi als Symbol der ganzheitlichen Ökologie gepflanzt, um die Amazonas-Synode dem hl. Franziskus zu weihen zum nächsten 40. Jahrestag der päpstlichen Vetkündigung des Poverello von Assisi als Schutzpatron der Ökologieliebhaber. Am Ende der Feier betete der Papst das Vaterunser. Vertreter der indigenen Völker des Amazonas, Franziskaner und verschiedene Vertreter der Kirche nahmen an der Zeremonie teil.“
Was diese Aussage verbarg, war die Tatsache, dass es während dieser Gebetszeremonie religiöse Riten der heidnischen Religionen der südamerikanischen Ureinwohner gab. Es gab Gesten und Worte, die den mythologischen Figuren der Ureinwohner-Religion einen religiösen Kult ausdrückten; vor allem wurden vor zwei nackten schwangeren Frauenfiguren, die Fruchtbarkeit repräsentieren sollten, Prosternationen durchgeführt. Es wurde auch ein religiöser Tanz um diese Figuren aufgeführt, bei dem eine schamanengekleidete Frau Rasseln schwenkte, die die heidnischen Fruchtbarkeitsgötter symbolisieren. Die Verwendung von „Maracas“ oder Rasseln durch Schamanen bedeutet in den indigenen Kulten des Amazonas die Stimme der Geister und wird verwendet, um Hilfe von der Kraft der Tiere und Geister anzufordern. Maracas sind eines der mächtigsten magischen Instrumente für diese Völker. Der Kopf der „Maraca“ ist ein Kürbis, wobei dieser mit dem Stiel die fruchtbare Verbindung der männlichen Welt (Stiel) mit der weiblichen Welt (Kürbis) darstellt. Genau diese „Maracas“ wurden bei der „Gebetszeremonie“ am 4. Oktober verwendet.

Die Statuen der nackten schwangeren Frauen wurden dann kurz im Petersdom vor dem Petersgrab wieder in Anwesenheit des Papstes und dann während der gesamten Amazonas-Synode in der Kirche Santa Maria Traspontina aufgestellt [Foto oben] und in der Via della Conciliazione, wo regelmäßig Gebete abgehalten wurden, und das in einer Kirche mit Tabernakel und eucharistischer Gegenwart Christi. Darüber hinaus wurde die Figur der nackten schwangeren Frau am 19. Oktober in einem von den Teilnehmern der Synode organisierten Kreuzweges mitgetragen.






In den ersten Tagen nach diesen Zeremonien vermied es der Vatikan, die genaue Bedeutung der beiden nackten schwangeren weiblichen Figuren zu erwähnen. Erst nachdem solche Figuren am 21. Oktober aus der Kirche Santa Maria in Traspontina entfernt und in den Tiber geworfen worden waren, kündigte Papst Franziskus 25. Oktober selbst am an, sie sollten Pachamama symbolisieren: „Ich möchte ein Wort über die Pachamama-Statuen sagen, die aus der Kirche in Traspontina entfernt und in den Tiber geworfen worden sind. Sie waren dort ohne götzendienerische Absichten. Dies geschah zum ersten Mal in Rom und ich entschuldige mich als Bischof der Diözese für die Menschen, die von dieser Geste verletzt wurden.“
Der Jesuitenpater Fernando López, einer der Organisatoren der Verehrung von Pachamama-Statuen im Vatikan, sagte, dass sie auf einem Kunsthandwerksmarkt in Manaus im brasilianischen Amazonas gekauft worden sind. Er fügte hinzu, dass Pachamama für uns alle einen Sinn macht und dass wir „den Tanz des Lebens zu Ehren von Mutter Erde“ weitermachen müssen.
Zu erklären, dass all diese Akte der Verehrung von Pachamama-Statuen, die in Kirchen während einer Gebetszeremonie stattfanden, keine Akte der Verehrung oder Religion waren, sondern lediglich ein Ausdruck harmloser und trivialer Kultur und Folklore, bedeutet, die Beweise zu verneinen und sich der Realität zu entziehen.
Angesichts der ernsten Tatsache, dass solche zweifelhaften religiösen Handlungen der Verehrung - die offensichtlich zumindest dem Aberglauben und dem Götzendienst nahe stehen – einige Kardinäle, Bischöfe, Priester und viele Laien öffentlich protestierten, von denen einige sogar Papst Franziskus zur Umkehr und Wiedergutmachungshandlungen aufriefen. Leider werden diese mutigen Stimmen auch von guten Katholiken kritisiert, oft mit der Begründung, dass dies einen persönlichen Angriff auf Papst Franziskus bedeuten würde. Solche Überlegungen erinnern an die Geschichte des Kaisers neue Kleider. Andere halten den Kult der Pachamama-Statuen für harmlos und vergleichen diese Angelegenheit mit dem Streit um die sogenannten chinesischen Riten („Akkomodationsstreit“ genannt) im 17. und 18. Jahrhundert. Diejenigen, die solches Behaupten, haben weder sachliche Kenntnisse über die Bedeutung von Pachamama für indigene Völker und über die weltweite Propaganda der neuen „Gaia- oder Mutter-Erde-Religion“ in unserer Zeit, noch eine genaue Kenntnis des historischen Problems der chinesischen Riten und deren Lösung im zwanzigsten Jahrhundert.
Die Tatsache, dass das Phänomen „Pachamama“ eine eindeutig religiöse Konnotation hat, belegt seine Definition bereits in den allgemein zugänglichen und am häufigsten konsultierten Informationsquellen wie Wikipedia, in der es heißt: „Pachamama (Aussprache: Patschamamma) oder Pacha Mama (aus dem Quechua und Aymara: Mutter Erde, Mutter Welt, Mutter Kosmos), ist die höchste Gottheit der indigenen Völker der Zentralanden. Mehrere Autoren betrachten Pachamama als eine Gottheit, die mit der Erde, der Fruchtbarkeit einer Mutter und der Weiblichkeit verbunden ist. Pacha-Mama könnte nach dem Konzept, das sie unter den Indianern hat, als „großes Land, Leiterin und Erhalterin des Lebens“ übersetzt werden. Die Erde als Erzeugerin des Lebens wird dann als Symbol der Fruchtbarkeit angenommen.“
Wer sich mit der globalen Umweltbewegung beschäftigt hat, hat den Begriff Gaia zweifellos schon gehört. Gaia ist eine Wiederbelebung des Heidentums, das das Christentum ablehnt und es als seinen größten Feind und christlichen Glauben als einziges Hindernis für eine globale Religion ansieht, die sich auf die Verehrung von Gaia und die Vereinigung aller Lebensformen konzentriert, der Göttin „Mutter Erde“ oder „Pachamama“. Eine raffinierte Mischung aus Wissenschaft, Heidentum, östlicher Mystik und Feminismus hat diesen heidnischen Kult zu einer wachsenden Bedrohung für die christliche Kirche gemacht. Die Verehrung von „Mutter Erde“, „Gaia“ oder “Pachamama“ steht im Mittelpunkt der heutigen globalen Umweltpolitik.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen  erklärte im Jahr 2009 den 22. April zum internationalen „Tag der Mutter Erde“. An diesem Tag gab der bolivianische Präsident Evo Morales (Bild oben: Mitte), ein selbstbekennender Pachamama-Anbeter, diese Erklärung vor der UN-Generalversammlung ab: „Pachamama - die 'Mutter Erde' von Quechua - ist eine fundamentale Gottheit der einheimischen Weltanschauung, basierend auf einem totalen Respekt vor der Natur. Die Erde gehört nicht uns, sondern wir gehören der Erde.“
Die Tatsache, dass der Ausdruck „Mutter Erde“ oder „Pachamama“ kein harmloser kultureller Name ist, sondern religiöse Züge aufweist, belegt zum Beispiel auch das 2002 von der UNESCO veröffentlichte Lehrerhandbuch mit dem bedeutsamen Titel „Leitfaden für den Pachamama Lehrer“. In diesem Handbuch heißt es unter anderem: „Stell dir vor, Mutter Erde nimmt eine physische Form an und stell dir vor, wie es wäre, sie zu treffen. Wie würde sie aussehen? Worüber würdest du mit ihr reden? Was wären ihr Hauptanliegen und ihre Fragen? Wie würdest du antworten? Wo könntest du sie [Mutter Erde] treffen? Stell dir einen Ort vor, an dem du sie treffen könntest.“ Ein Ort, an dem man zum Beispiel „Mutter Erde“ oder „Pachamama“ treffen könnte, dargestellt als nackte schwangere Frauen in Holzfiguren, waren die Gebetszeremonie im Vatikanischen Gärten am 4. Oktober 2019, der Petersdom, der Kreuzweg am 19. Oktober, und die Marienkirche in Traspontina, Rom.
Bischof José Luíz Azcona, (Bild links) emeritierter Bischof der Amazonas-Prälatur Marajó, lehnte die Absurdität und Unhaltbarkeit der These, der Pachamama-Kult im Vatikan sei bedeutungslos, überzeugend ab. Er ist ein Kenner der Religionen und Bräuche der Amazonas-Indianer, unter denen er über 30 Jahre gelebt und sie evangelisiert hat. In einem offenen Brief vom 1. November 2019 wies Bischof Azcona darauf hin, dass die Verehrung Pachamamas im Vatikan besonders die „Kleinen“ der Kirche empörte - und insbesondere die konvertierten Amazonas-Indianer, die den katholischen Glauben intensiv lebten. Sie wurden durch ihren katholischen Glaubenssinn verwirrt und zutiefst verletzt. Die Aussage von Erzbischof Azcona ist erschütternd: „Aber genau diese Geste [der Pachamama-Verehrung] war für Millionen Katholiken weltweit ein Ärgernis (aber kein Pharisäisches). Besonders für die Armen, die Kleinen, für die Unwissenden, die Schwachen, die offenbar „Sensus Fidei“ (Glaubenssinn) besitzen, der von Papst Franziskus so gerecht und dauerhaft verteidigt wird, wurden in ihrem völlig hilflosen Gewissen heftig geschlagenen, völlig schutzlos angesichts solcher religiösen Gewalt. Vor allem die Armen, die Einfachen, die Schwachen und die Ungeschützten des Amazonas waren am stärksten von diesem götzendienerischen Aufprall betroffen. Sie fühlten im tiefsten, zumindest im brasilianischen Amazonasgebiet, diesen Angriff gegen den christlichen Glauben, gegen ihre kirchliche Überzeugung, dass die einzige Königin des Amazonas die Muttergottes, Unsere Liebe Frau von Nazaré, die Mutter des Schöpfers und Erlösers, ist. Keine andere Mutter, keine andere Anden-Pachamama oder von wo auch immer und auch keine Yemanja (eine Götzin des afro-brasilianischen Kultes)!“
Bischof José Luíz Azcona verwies auch auf die verheerenden Auswirkungen der öffentlichen Kulthandlungen von Pachamama im Vatikan auf gläubige Protestanten: „Für die evangelischen und pfingstlichen Brüder hatte dieser Skandal verheerende Auswirkungen. Entsetzt haben sie Szenen von wahrem Götzendienst miterlebt, und zwischen Erstaunen und Verblüffung sich immer mehr bestätigt fühlen in ihrem Irrglauben, ein Katholik sei ein Götzenanbeter. Nicht mehr Vereherer von Heiligen, Joseph, Maria, sondern von wahren Dämonen. Auf diese Weise wurde der ökumenisch-interreligiöse Dialog mit menschlich irreparablen Konsequenzen und schwerwiegenden ökumenischen Komplikationen für diejenigen erschüttert, die das Geheimnis der Kirche auch für die Pfingstler als das ,universale Sakrament der Erlösung‘ (Lumen Gentium) verstehen wollen.“
Bischof Azcona stellte zutreffend fest, dass die Idee und Symbolik von „Mutter Erde“, „Gaia“ und auch „Pachamama“, wie sie heute weit verbreitet sind, geistig und religiös nicht von dem Phänomen der vielen historischen heidnischen Gottheiten getrennt werden können: „Erinnern wir uns an die unzähligen Muttererden Götzen, die der Pachamama als Göttinnen der Fruchtbarkeit, in biblischen Kulturen und Religionen aller Zeiten vorausgingen und begleiteten, zwei von ihnen im biblischem Unfeld. Im Alten Testament ist Astarte (Asherà) die Göttin der Fruchtbarkeit, der sinnlichen Liebe in nackter Darstellung. […] Im Neuen Testament, in der Apostelgeschichte 19, 23-40; 20,1 ist Artemis von Ephesus ,die Große‘, die Göttin der Fruchtbarkeit, die dargestellt wird mit halbem Körper voller Brüste. Sie fasst das zusammen, was mit der Statue von Mutter Erde ,Pachamama‘ gemeint ist.
Der Vergleich der vatikanischen Verehrung von Pachamama mit dem historischen Streit der chinesischen Riten ist sachlich nicht haltbar. Chinesische Rituale beinhalteten Kulthandlungen nach dem Vorbild von Konfuzius, einer historischen Person, die als großer Nationalheld und Denker der chinesischen Kultur verehrt wurde. Darüber hinaus war es eine Verehrung der verstorbenen Vorfahren. In beiden Fällen wurden vor den Porträts dieser historischen Menschen Kulthandlungen wie Verbeugen oder Anzünden von Kerzen durchgeführt. Da diese Riten im 17. und 18. Jahrhundert noch mit den abergläubischen Vorstellungen des Konfuzianismus als Religion verbunden waren, verbot die Kirche ihnen strikt, um jeglichen Anschein von Aberglauben und Götzendienst zu vermeiden. Im zwanzigsten Jahrhundert waren konfuzianische Verehrungshandlungen rein ziviler Natur und fanden an nicht-heiligen und nicht-religiösen Orten statt. Darüber hinaus wurden die Bildnisse der Ahnen von den Katholiken ohne die übliche Inschrift „Sitz der Seele“ verehrt, wie es bei den chinesischen Heiden üblich war. Nachdem der Anschein von Aberglauben und Götzendienst nicht mehr gegeben war, erlaubte der Heilige Stuhl den chinesischen Riten im Jahr 1939 durch eine Instruktion der Kongregation Propaganda Fide, jedoch unter folgenden Bedingungen: Es ist zulässig, sich nur vor einem Bild von Konfuzius zu verbeugen, das auf zivilen Stätten gezeigt wird, und wenn ein Ärgernis befürchtet wird, muss die richtige Absicht der Katholiken öffentlich erklärt werden. Darüber hinaus heißt es in der Instruktion, dass Katholiken nur rein zivile Gesten der Verehrung machen dürfen und, falls erforderlich, ihre Absicht erklären können, um jegliche Fehlinterpretation dieser Handlungen zu beseitigen. Gleiches gilt für die Verehrung von Ahnenporträts. Darüber hinaus erlaubte die katholische Kirche die Verwendung nur des eindeutigen göttlichen Namens, d.h. „Herr des Himmels“ und untersagte andere mehrdeutige chinesische göttliche Namen, wie „Himmel“ oder „Höchste Gottheit“ oder „Höchster Kaiser“, ein Verbot, das nicht durch die Instruktion von 1939 aufgehoben wurde.
Der wesentliche Unterschied zwischen Pachamama-Anbetungsriten und sogenannten chinesischen Riten besteht darin, dass Pachamama eine Konstruktion heidnischer Mythologien ist, das heißt, dass ein reiner Mythos oder ein unbelebtes und unpersönliches Konglomerat von Materie wie der Erde angebetet wird.
Diejenigen, die behaupten, der Kult von Pachamama sei harmlos und nicht religiös, sondern nur kulturell, würden am besten durch ein Gebet an Pachamama unterrichtet, das im Rahmen der Amazonas-Synode von der Fondazione Missio, dem Organ der italienischen Bischofskonferenz, veröffentlicht wurde: „Pachamama, gute Mutter, sei uns günstig! Sei uns günstig! Lass den Samen gut schmecken, dass nichts Schlimmes passiert, dass der Frost sie nicht schädigt, dass gutes Essen entsteht. Wir bitten dich: Gib uns alles! Sei uns günstig! Sei uns günstig! “
Die Pachamama Verehrung, die während der Amazonas-Synode im Vatikan praktiziert wurde, ist eine Form des götzendienerischen Aberglaubens, da sie Gesten enthält, die in ihrer ursprünglichen Form die Anbetung von „Mutter Erde“ als Gottheit oder der Form nichtgötzendienerischen Aberglaubens implizieren. Denn dieser Kult von Pachamama drückt den Glauben an die Erde aus, als ob es ein lebendiges und persönliches Wesen wäre; deshalb ist es ein Synkretismus, der irreführende Elemente in die christliche Anbetung einbringt, die schließlich immer auf den wahren Gott gerichtet sein müssen.

In einem Artikel, der am 23. Oktober 2019 auf der Website von Infocatolica (www.infocatolica.com) veröffentlicht wurde, entlarvt der Missionar im kolumbianischen Amazonasgebiet, P. Nelson Medina, OP, (Bild links) den Betrug des angeblich harmlosen Kultes von Pachamama mit entsprechender Aussage: „Ich muss sagen, dass das Bild, das nach Rom gebracht wurde, nicht für das kolumbianische Amazonasgebiet repräsentativ ist, und ich glaube, dass es nirgendwo im Amazonasgebiet gibt. Die Figur repräsentiert nichts ,Ursprüngliches‘ der amazonischen Kultur. Solche Bilder an diesen heiligen Ort zu bringen, kann nur heißen, dass sie eine religiöse Bedeutung haben, da sie sonst in einer Kunstgalerie oder einem Museum für ethnische oder amazonische Geschichte ausgestellt würden. Man könnte sagen, dass das Bild Fruchtbarkeit, Frau oder Leben darstellt. Aber dann ist die Frage, betet unser Glaube Fruchtbarkeit, Leben oder Frau als solche an? Wenn dieses Bild keinen Kultcharakter hat, warum sollte es dann auf den Altar gestellt werden, auf dem das einzige und genugtuende Opfer Christi vorhanden ist? Ist das nicht nur die unerhört öffentliche Verletzung des Ersten Gebotes des göttlichen Gesetzes?
Vertreter des Vatikans nutzten auch den heiligen John Henry Newman, um mit seiner Hilfe den Pachamama-Kult zu legitimieren. Dieser Vergleich ist jedoch übertrieben und sachlich ungenau, wie Pater Nelson Medina überzeugend darlegte, indem er darauf hinwies, dass John Henry Newman sich auf einige in sich relativ neutrale Handlungen oder Objekte bezog, dessen Bedeutung umgewandelt und in der Kirche verwendet werden können. Die für die Amazonas-Synode benutzten Bilder haben nichts von dieser Neutralität: „Das ,Leben‘ zu feiern, ohne Gott, den einzigen Schöpfer, anzubeten, ist einfach nur Heidentum. Und gegen heidnische Götzen, sei es das goldene Kalb oder das Geld der Kaufleute im Tempel von Jerusalem, sind feste und klare Handlungen erforderlich ... die bis in den Tiber reichen können.“
Zu allen Zeiten und auch durch die Instruktion über die chinesischen Riten von 1939 folgte die katholische Kirche in getreuer Nachahmung des Verhaltens der Apostel gewissenhaft in Worten und Taten, um jeglichen Schatten von Götzendienst (idolatria) und Aberglauben (superstitio) zu vermeiden, sowie nicht den geringsten Anschein davon zu geben (siehe auch St. Thomas von Aquin, Summa theol., IIa IIae, q 93, a.1).
Der italienische Jurist und Lebensrechtler Gianfranco Amato (siehe seinen Aufsatz in La Verità vom 14. November 2019), der sich mit dem vatikanischen Kult von Pachamama befasst, fasst dies wie folgt zusammen:
„Pachamama als Ikone der indigenen Kultur des Amazonas darzustellen, bedeutet nicht nur, die Realität zu verzerren, sondern auch die Vielfalt der wahren Kulturen des Amazonas zu leugnen und zu demütigen, um eine indigene theologische Vision aufzustellen um rein ideologische und politische Ziele durchzusetzen.

„Der mexikanische Präsident López Obrador (Bild unten) führte zu Ehren der Pachamama-Götzin ein Ritual durch, um die Genehmigung für den Bau der Maya-Eisenbahn im Südosten Mexikos zu beantragen. Hugo Chávez, Nicolas Maduro, Cristina Fernández de Kirchner, Andrés Manuel Lopez Obrador, Evo Morales und Daniel Ortega sind nur einige Staatsoberhäupter, die offiziell an Kulten zu Ehren von Mutter Erde teilgenommen haben. Daher handelt es sich nicht nur um eine rein peruanische religiöse Tatsache, sondern es handelt sich um eine echte politische Tatsache, die in eine präzise politische Agenda eingebettet ist, die pantheistisches Denken fördert. Es schließt die christliche Idee eines transzendenten Gottes in Bezug auf die Schöpfung aus und stellt die Würde der Erde über die Würde der menschlichen Person. Eine kopernikanische Kulturrevolution wird versucht: den Anthropozentrismus der Moderne mit einem ökologischen „Geozentrismus“ zu überwinden. Die Erde, nicht der Mensch, sollte nun im Zentrum des Kosmos stehen, und dass geht schon so weit, dass wir Vorträge gehört haben, in denen die Einschränkung der Menschenrechte zugunsten der „Rechte“ der Erde thematisiert wurde.
„Pachamama ist eine theologische Täuschung für Christen. Wie wir gesehen haben, ist es ein heidnischer Inkagötze. Die Bilder, die ihn aus theologischer Sicht repräsentieren sollen, sind ganz einfach Götzen (Idole). Die Tatsache, dass ein Theologe, ein Priester, ein Bischof, ein Kardinal, ein Papst oder ein einfacher Gläubiger diese scheinbar unbestreitbare Tatsache nicht erkennen kann, scheint wirklich verstörend und völlig unverständlich. Wir könnten sagen, dass wir vor einer neuen Bewusstseinsfinsternis stehen, diesmal nicht im Bereich des Lebensgesetzes, sondern im Bereich des ersten und wichtigsten Gebotes: der Rechte Gottes. Daraus ergibt sich der erschwerende Umstand, dass nicht nur das Bewusstsein eines Volkes, sondern auch das Bewusstsein der Kirche selbst durch diesen Pachamama-Kult verdunkelt wird. Angesichts der göttlichen Offenbarung, die in Gottes Wort, in der Kirchentradition und im Lehramt enthalten ist, ist die Frage sehr einfach: Götzenbilder für den Gottesdienst zu schaffen, ist eine sehr schwere Sünde. Sich vor Götzen zu verneigen ist Götzendienst. Ihnen Geschenke und Opfer darzubringen, sie im Triumph zu tragen, sie auf einen Thron zu setzen, sie zu krönen und für sie Weihrauch zu verbrennen, ist ein absolut unmoralischer, offenkundiger Götzendienst. Sie auf Altäre oder in geweihte Kirchen zu stellen, um sie anzubeten, ist eine wahre und klare Entweihung heiliger Stätte.“
„Die Anbetung von Pachamama ist eine Täuschung in Bezug auf das Verständnis von Toleranz. Die Sensibilität der Gläubigen scheint verletzt, wenn sie das finstere Schauspiel der in katholischen Kirchen verehrten Idole erleben. Es ist eine zutiefst unangenehme Tatsache, die eine strenge Verurteilung erfordert. Dies ist kein Mangel an Respekt oder Toleranz gegenüber Menschen, die sich zu einer anderen Religion bekennen. Wir respektieren die religiösen Überzeugungen aller, aber es geht darum, dem Götzendienst in den katholischen Kirchen und an Orten, die durch die Anwesenheit von Götzen entweiht wurden, Toleranz aufzuzwingen. Dies ist nicht akzeptabel. All dies zu tolerieren bedeutet Komplizen der Entweihung zu sein. Aus diesem Grund ist die in der römischen Kirche Santa Maria in Traspontina kühn ausgeführte Geste des „Idoloklasmus“ (Zerstörung von Idolen) ein Ausdruck des edelsten Glaubens. Dies ist kein Thema der Verleumdung, sondern es verdient ein Kompliment.“
„Die Anbetung von Pachamama ist eine Täuschung der Inkulturation. Das Prinzip der Inkulturation ist die Verkündigung des Evangeliums, die von allen Völkern aller Kulturen akzeptiert werden kann. Die Dynamik der Evangelisierung führt zu einem allmählichen Prozess der Kulturtransformation, der das Wort Gottes umfasst und durch die Bewahrung des Guten, die Reinigung des Bösen, das in ihm enthalten ist, und eine dynamische Entwicklung des Glaubens in das Herz derselben Kultur eindringt, die alles erneuern kann. Ohne Berücksichtigung des Kontrastkriteriums können wir nicht von Inkulturation sprechen. Natürlich ist die Evangelisierung ein notwendiger Kontrast zu den gravierenden unmoralischen Aspekten der Kulturen, die sie erreichen will, und verlangt natürlich den Verzicht auf den Götzendienst.“
Die Pachamama-Saga ist ein genaues Röntgenbild des inneren Zustands der Kirche in diesem dramatischen Moment der Geschichte und erinnert an die wahrhaft prophetischen Worte von Prof. Joseph Ratzinger in seinem Aufsatz „Die neuen Heiden und die Kirche“, der erstmals in der Zeitschrift „Hochland“ veröffentlicht wurde (Oktober 1958). Die folgenden schockierenden Worte von Joseph Ratzinger können mit Sicherheit als eine Art aktueller Kommentar zum Ereignis des vom Vatikan geleiteten Pachamama-Kultes gelesen werden: „Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das Kennzeichnende sowohl der Kirche von heute wie auch des neuen Heidentums, dass es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren Herzen das Heidentum lebt.“
Die folgenden feurigen Worte aus dem Herzen von Bischof José Luís Azcona, einem Missionar aus dem Amazonasgebiet und würdigen Nachfolger der Apostel, werden weiterhin in der Geschichte leuchten: „Einer der beschämendsten Aspekte dieser götzendienerischen Geste [im Vatikan] war die Zerschlagung des einfachen Gewissens der ,Kleinen‘ durch dieses Ärgernis.“
Angesichts der unbestreitbaren objektiven Schwere der Kulthandlungen von Pachamama im Vatikan mit ihren klaren pseudoreligiösen Implikationen und ihrer Instrumentalisierung durch die Propaganda der globalistischen Weltreligion „Mutter Erde“ kann man von der Unschuld dieser Handlungen sprechen oder Zuflucht suchen im Alibi der „chinesischen Riten“? Das würde bedeuten, das Unhaltbare zu verteidigen.
In der Zeit der großen Verwirrung der kirchlichen Lehre und Pastoral in der arianischen Krise im vierten Jahrhundert war der heilige Hilarius von Poitiers (Bild rechts), der Athanasius des Westens, überzeugt, dass dieser Zustand nicht stillschweigend oder durch Verharmlosung der Situation akzeptiert werden durfte. Diese Worte, die im Folgenden zitiert werden, sind für den Vatikan-Skandal um die Verehrung Pachamamas äußerst aktuell und zutreffend: „Das Schweigen würde von nun an nicht mehr Zurückhaltung, sondern Trägheit heißen“ (Contra Const. 1 ).
Allen in der Kirche unserer Zeit, die die Kulthandlungen von Pachamama im Vatikan nicht verharmlost oder schweigend akzeptiert, sondern ihre warnende Stimme erhoben haben, gebührt Dankbarkeit und Anerkennung, zuallererst denen, die durch übernatürlichen Glaubenssinn bewegt wurden und durch diese Taten ihre wahre Liebe und Achtung zum Papst und zu ihrer Mutter, die heilige katholische Kirche, zum Ausdruck btachten.
18. November 2019
+ Athanasius Schneider,
Weihbischof der Erzdiözese Santa Maria in Astana

Übersetzung aus dem Portugiesischen mi Hilfe von Google-Übersetzer in
vom 22. November 2019
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
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