Dienstag, 15. Dezember 2009

Die Kirche ist die Schützerin der legitimen Eigenschaften der Völker

Die Kirche ie bewahrt mit größter Treue die erzieherische Weisheit Gottes; daher kann sie nicht daran denken und denkt nicht daran, die für jedes Volk eigentümlichen Sonderwerte anzutasten oder minder zu achten, die von jedem mit empfindsamer Anhänglichkeit und mit begreiflichen Stolz gehegt und als kostbares Vätergut betrachtet werden. Das Ziel der Kirche ist die Einheit im Übernatürlichen und in umfassender Liebe in Gesinnung und Tat, nicht die Einerleiheit, die nur äußerlich und oberflächlich ist, und gerade darum kraftlos macht.
Die Kirche begrüßt freudig und begleitet mit mütterlichem Wohlwollen jede Einstellung und Bemühung für eine verständige und geordnete Entfaltung solcher eigengearteter Kräfte und Strebungen, die im Eigensein jedes Volkstums wurzeln; Voraussetzung dabei ist nur, dass sie mit den Verpflichtungen nicht im Widerspruch stehen, die sich der Menschheit durch ihren einheitlichen Ursprung und durch die Einheitlichkeit ihrer gemeinsamen Aufgaben auferlegen.
Diese grundsätzliche Regel ist der Leitstern im allumfassenden Apostolat der Kirche, wie ihr Wirken auf dem Missionsfelde nicht nur einmal zeigt. Ungemein viele Untersuchungen und bahnbrechende Forschungen sind das mit Opfern, Hingabe und Liebe gewirkte Werk der Glaubensboten aller Zeiten; Untersuchungen und Forschungen, die darauf abzielten, das innere Verständnis und die Achtung vor verschiedenartigstem Kulturgut zu erleichtern und seine geistigen Werte zum Besten einer lebendigen und lebensnahen Verkündigung der Frohbotschaft Christi zu heben. Jedwede Gebräuche und Gewohnheiten, die nicht unlösbar mit religiösem Irrtum verknüpft sind, werden stets mit Wohlwollen geprüft und - wenn immer möglich - geschützt und gefördert.


Aus der Enzyklika "Summi Pontificatus" von Pius XII. vom 20. Oktober 1939

Die Leugnung des göttlichen Ursprungs der öffentlichen Gewalt führt in den sozialen Ruin


"Die von den Neuerern erfundenen Theorien haben bezüglich der staatlichen Gewalt den Menschen bereits sehr bittere Früchte gebracht, und es ist zu befürchten, dass sie in späteren Zeiten noch das Äußerste an Unglück bringen werden. Denn das Recht des Gebietens nicht auf Gott als auf dessen Ursprung zurückbeziehen zu wollen: das ist nichts anderes, als der staatlichen Gewalt ihren schönsten Glanz zu rauben und ihren Lebensweg zu durchschneiden. Wenn sie sagen, jene (Gewalt) hänge vom Machtspruch der Volksmenge ab, so ist erstens diese Meinung trügerisch; außerdem aber lassen sie die höchste Würde auf einem viel zu schwachen und unbeständigen Fundament ruhen. Denn durch solche Meinungen werden die Regungen der Leidenschaften im Volk gleichsam aufgestachelt, so dass dieses sich um so mehr in Dreistigkeit erhebt, und es wird zu großen Schadendes Staatswohles in seiner blinden Erregung auf dieser abschüssigen Bahn leicht in offene Empörung hinabsinken. In der Tat folgen auf die sogenannte 'Reformation', besonders in Deutschland, dann alsbald Aufstände und höchst verwegene Empörungen, als deren Führer und Förderer die geistliche und die weltliche Gewalt durch ihre neuen Theorien von Grund auf bekämpft haben; und so sehr wütete der Bürgerkrieg mit Feuer und Schwert, dass fast kein Ort von blutigen Unruhen verschont blieb."


Aus der Enzyklika "Diuturnum illud" von Leo XIII. am 29.6.1881

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Der Laizismus, die Pest unserer Zeit

Die Pest unserer Zeit ist der sogenannte Laizismus mit seinen Irrtümern und gottlosen Absichten. Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, dass diese Plage nicht an einem Tage ausbrach, sondern seit langem die Staaten insgeheim bedrohte. Man begann damit, Christi Herrschaft über alle Völker zu leugnen; man stritt der Kirche ihr Recht ab, das aus dem Rechte Jesu Christi selbst hervorgeht, die Menschheit zu lehren, Gesetze zu geben, die Völker zu leiten, um sie zur ewigen Seligkeit zu führen. Nach und nach wurde die christliche Religion mit den andern, falschen Religionen gleichgestellt und auf äußerst entwürdigende Weise mit diesen auf eine Stufe gestellt; sodann unterwarf man sie der weltlichen Gewalt und lieferte sie der Willkür der Fürsten und Staatsmänner aus. Noch weiter gingen jene, die darauf sannen, die göttliche Religion zu ersetzen durch so etwas wie eine natürliche Religion oder eine bloß gefühlsmäßige Religiosität. Gewisse Staaten glaubten sogar, Gott entbehren zu können; sie machten den Unglauben zu ihrer Religion und bemühten sich, bewusst und absichtlich Gott zu vergessen.
 
Aus der Enzyklika "Quas primas" von Pius XI. vom 11.12.1925

Das Königtum Christi im zeitlichen Bereich

Anderseits würde derjenige sich schwer irren, der Christus als Mensch die Macht über alle zeitlichen Dinge absprechen wollte. Denn er hat vom Vater ein so unumschränktes Recht über alle Geschöpfe bekommen, daß alles seinem Willen unterstellt ist. Doch hat er sich während seines Erdenlebens der Ausübung dieser irdischen Herrschergewalt völlig enthalten. Er selbst hat Besitz und Erwerb menschlicher Dinge verachtet, und beließ sie und beläßt sie noch heute ihren Besitzern. Daran erinnert uns das schöne Wort: "Es greift ein sterblich Reich nicht an, der's Reich des Himmels geben kann."

Aus der Enzyklika "Quas primas" von Pius XI. vom 11.12.1925

Unheilvolle Demokratie, die die Brüderlichkeit von der christlichen Liebe trennt


Nein, Ehrwürdige Brüder, es gibt keine wahre Brüderlichkeit außerhalb der christlichen Liebe, die aus Liebe zu Gott und Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Erlöser, alle Menschen umfasst: um allen beizustehen und alle zum selben Glauben und zum selben Glück des Himmels zu führen. Wenn die Demokratie die Brüderlichkeit von der derart verstandenen christlichen Liebe trennt, so bedeutet sie keinen Fortschritt, sondern schafft einen unheilvollen Rückgang der Zivilisation. Denn wenn man, wie wir es aus ganzer Seele wünschen, zum größtmöglichen Wohlergehen der Gesellschaft und jedes einzelnen ihrer Glieder durch die Brüderlichkeit oder, wie man auch sagt, durch eine allgemeine Solidarität gelangen will, dann bedarf es der Einheit der Geister in der Wahrheit, der Einheit der Willensrichtungen in der Moral, der Einheit der Herzen in der Liebe zu Gott und zu Seinem Sohn, Jesus Christus. - Jedoch: diese Einheit ist nur zu verwirklichen durch die katholische Liebe, welche demzufolge allein die Völker im Gang des Fortschritts zu Ideal der Zivilisation führen kann.
 
Aus dem Apostolischen Schreiben "Notre Charge Apostolique" von Pius X. vom 25.8.1910

Die christliche Zivilisation ist die einzig wahre



„Nein, Ehrwürdige Brüder - es muss in diesen Zeiten gesellschaftlicher und geistiger Anarchie, in denen jeder sich selbst als Lehrer und Gesetzgeber aufstellt, immer wieder wirksam daran erinnert werden -: man kann den Staat nicht anders bauen, als Gott ihn gebaut hat; man kann die Gesellschaft nicht errichten, wenn die Kirche nicht die Fundamente legt und nicht die Bauarbeiten leitet; nein, es ist nicht mehr nötig eine Zivilisation zu ersinnen, noch auch einen neuen Staat in den Wolken zu bauen. Es hat sie gegeben und es gibt sie: es ist die christliche Zivilisation, es ist der katholische Staat. Es kann sich nur noch darum handeln, ihn unablässig gegen die immer wieder neu ausbrechenden Angriffe einer falschen Utopie, der Revolte und der Gottlosigkeit auf seine natürlichen und göttlichen Grundlagen zu stellen und ihn darin zu stärken und zu festigen: Omnia instaurare in Christo.


Aus dem Apostolischen Schreiben "Notre Charge Apostolique" vom hl. Pius X. vom 25.8.1910

Montag, 5. Oktober 2009

VIII. Die Rolle von Verstand, Wille und Gefühl bei der Bestimmung des menschlichen Handelns




Die vorausgegangenen Überlegungen verlangen eine Vertiefung bezüglich der Rolle die Verstand, Wille und Gefühl im Zusammenhang von Irrtum und Triebe spielen.
Es könnte nämlich der Eindruck entstanden sein, wir würden behaupten, dass jeder Irrtum vom Verstand entwickelt wird, um irgendeine Form ungezügelter Triebe zu rechtfertigen. Somit sähe sich der Moralist, der eine liberale Maxime aufstellte, stets von einer liberalen Tendenz dazu getrieben.
Das ist jedoch nicht unsere Meinung. Denn es kann durchaus geschehen, dass der Moralist einzig und allein infolge der von der Erbsünde in Mitleidenschaft gezogenen Geistesschwäche zu einem liberalen Schluss kommt.
Hat es in diesem Fall nicht notwendigerweise ein moralisches Vergehen anderer Natur gegeben wie zum Beispiel eine Nachlässigkeit? Diese Frage liegt außerhalb des hier besprochenen Themenbereichs.
Wir behaupten jedoch, dass, historisch gesehen, der allererste Ursprung der Revolution in einem unbändigen Aufwallen der Triebe lag. Wir bestreiten auch keineswegs die wichtige Rolle der Glaubensirrtümer in diesem Prozess.

Bedeutende Autoren wie de Maistre, de Bonald, Donoso Cortes und viele andere haben sich mit diesen Irrtümern näher beschäftigt und erklärt, wie vom 15. zum 16. Jahrhundert und weiter bis ins 20. Jahrhundert ein Irrtum den anderen ergeben hat. Deshalb möchten wir dieses Thema hier nicht näher angehen.
Es scheint uns jedoch durchaus angebracht, auf die Bedeutung der Faktoren "Triebe" und ihren Einfluss auf die rein ideologischen Aspekte des Revolutionsprozesses, in dem wir uns befinden, einzugehen. Denn es will uns scheinen, dass man diesem Punkt zu wenig Aufmerksamkeit schenkt, mit der Folge, dass ein unvollständiges Bild der Revolution entsteht und daher ungeeignete gegenrevolutionäre Methoden angewendet werden.
Über die Art, wie die Triebe auf die Ideen einwirken, ist hier noch einiges anzufügen.

1. Die gefallene Natur, die Gnade und der freie Wille

Schon vom Potenzial seiner Natur aus ist der Mensch imstande viele Wahrheiten zu erkennen und eine Reihe von Tugenden üben. Doch ohne die Hilfe der Gnade ist es ihm nicht möglich, dauerhaft diese Kenntnis zu bewahren und alle Gebote zu beobachten (vgl. I. Teil, VII. Kapitel, 2 D).
Das heißt, im gefallenen Menschen besteht eine Verstandesschwäche und eine ursprüngliche, jedem Gedankengang vorgegebene Neigung zum Aufstand gegen das Gesetz. (Die von Donoso Cortes in seinem "Ensayo sobre el Catolicismo, el Liberalismo y el Socialismo" (33) entwickelte Darstellung dieser Wahrheit hat vieles mit der vorliegenden Arbeit gemeinsam.)

2. Der Keim der Revolution

Diese Grundneigung zur Auflehnung kann in einem gewissen Moment die Zustimmung des freien Willens erhalten. Somit sündigt der gefallene Mensch, indem er das eine oder andere Gebot übertritt. Seine Auflehnung kann aber darüber hinausgehen bis zu einem mehr oder weniger uneingestandenen Hass gegen die gesamte sittliche Ordnung. Dieser wesenhaft revolutionäre Hass kann Lehrirrtümer hervorbringen, ja sogar zum bewussten und eindeutigen Bekennen von Prinzipien führen, die dem Sittengesetz und der geoffenbarten Lehre als solche entgegengesetzt sind, was einer Sünde gegen den Heiligen Geist gleichkommt. Als dieser Hass die grundlegenden Tendenzen der abendländischen Geschichte zu bestimmen begann, begann die Revolution, deren Prozess heute vor uns abläuft und in deren Irrtümer er unverkennbar seinen Stempel aufgedrückt hat. Er ist die wirksamste Ursache der großen Apostasie unserer Tage. Seiner Natur nach kann er nicht einfach auf ein doktrinäres System reduziert werden; er ist vielmehr der ungezügelte Trieb in höchstem, maßlosem Grad.
Es ist leicht zu erkennen, dass diese Behauptung, die sich auf diese konkrete Revolution bezieht, nicht besagt, ein ungezügelter Trieb müsse immer an der Wurzel eines Irrtums sein.
Und es soll auch nicht geleugnet werden, dass es oftmals ein Irrtum in dieser oder jener Seele oder in dieser oder jener sozialen Gruppe war, der zur Zügellosigkeit der Triebe geführt hat.
Wir behaupten nur, dass der revolutionäre Prozess als Ganzes und in seinen wichtigsten Episoden betrachtet, seinen regesten und tiefsten Keim in den zügellosen Trieben hatte.

3. Revolution und Unredlichkeit

Dem könnte man folgenden Einwurf entgegenhalten: Wenn die Triebe im Revolutionsprozess eine so wichtige Rolle spielen, dann scheint das Opfer dieses Prozesses immer, immer irgendwie, böswillig zu handeln. Wenn zum Beispiel der Protestantismus eine Frucht der Revolution ist, handelt dann jeder Protestant böswillig? Steht diese Behauptung nicht im Widerspruch zur Lehre der Kirche, die annimmt, dass es in anderen Religionen gutwillige Menschen gibt?
Es ist klar, dass ein echt gutgläubiger Mensch mit einem grundlegenden gegenrevolutionären Geist infolge unüberwindlicher Unwissenheit im Netz revolutionärer Sophismen - religiöser, philosophischer, politischer oder sonstiger Natur - gefangen sein kann. Solche Menschen haben natürlich daran keine Schuld.
Mutatis mutandis lässt sich das gleiche von jenen sagen, die infolge eines ungewollten falschen Verständnisses in einen oder anderen Punkt der revolutionären Doktrin zustimmen.
Wenn sich aber jemand dem Geist der Revolution anschließt, angetrieben durch ihre entfesselten Triebe, muss die Antwort eine andere sein.
Ein Revolutionär kann unter diesen Umständen von der Vorzüglichkeit seiner subversiven Leitsätze überzeugt sein. Er wäre also nicht unehrlich, er ist aber schuld an dem Irrtum, in den er gefallen ist.
Es kann auch vorkommen, dass ein Revolutionär eine Lehre vertritt, von der er nicht oder nur halbwegs überzeugt ist. In diesem Fall wäre er ganz oder teilweise unredlich...
In dieser Hinsicht ist es wohl kaum nötig hervorzuheben, dass wir mit der Behauptung, der Marxismus sei schon in der Reformation und in der Französischen Revolution enthalten gewesen, nicht sagen wollen, dass die Anhänger beider Bewegungen bewusst Marxisten "avant la lettre" gewesen seien und ihre wahre Meinung heuchlerisch getarnt hätten.
Das Wesen der christlichen Tugend ist die rechte Anordnung der Seelenkräfte und die Steigerung der Klarheit des von der Gnade erleuchteten und vom kirchlichen Lehramt geleiteten Verstandes. Aus keinem anderen Grund sind alle Heiligen ein Beispiel der Ausgeglichenheit und der Unvoreingenommenheit. Die Sachlichkeit ihrer Urteile und die feste Entschlossenheit ihres Willens zum Guten werden auch nicht im geringsten durch den giftigen Hauch der ungezügelten Triebe geschwächt.
In dem Maße aber, in dem der Mensch von der Tugend abkommt und sich unter das Joch dieser Triebe stellt, nimmt seine Sachlichkeit in allem ab, was mit diesen Tugenden verbunden ist. Ganz besonders wird die Sachlichkeit bezüglich der Beurteilung seiner selbst gestört.
Inwieweit sich der vom Geist der Revolution geblendete Revolutionär der langsamen Gangart im 16. oder im 18. Jahrhundert tatsächlich bewusst war von der tieferen Bedeutung und den letzten Konsequenzen ihrer Lehre, ist von Fall zu Fall ein Geheimnis Gottes.
Jedenfalls ist die Hypothese, sie seien alle bewusste Marxisten gewesen, völlig auszuschließen.