Freitag, 6. April 2018

Wohin die These der absoluten Souveränität des Staates über alles zeitliche führt

Die modernistische Schule begnügt sich nicht nur damit, Kirche und Staat zu trennen. Der Glaube steht nach seinen phänomenalen Elementen unter der Wissenschaft. In der gleichen Weise muss nach ihr in weltlichen Dingen die Kirche unter dem Staat stehen. Vielleicht wird dies noch nicht offen ausgedrückt, jedoch gibt es an dem Schluss kein Vorbeikommen. Hat in den weltlichen Dingen der Staat alleine zu bestimmen, so müssen - falls der Gläubige mit der inneren Betätigung seiner Religion nicht zufrieden ist und damit auch nach außen hervortreten will, zum Beispiel bei der Spendung und beim Empfang der Sakramente - diese Akte notwendigerweise unter die Staatsgewalt fallen. Wo bleibt in diesem Fall die kirchliche Autorität? Sie vermag sich nur durch äußere Akte zu betätigen und ist damit in ihrer ganzen Ausdehnung dem Staat unterstellt. Unter dem Eindruck dieser Logik wollen daher auch manche liberale Protestanten jeden äußeren Kult und auch jeden äußeren religiösen Verband abgeschafft wissen. Nach ihrer Aussage versuchen sie die individuelle Religion einzuführen. Wenn die Modernisten noch nicht offen so weit gehen, verlangen sie dennoch von der Kirche, dass sie sich freiwillig ihren Bestrebungen annähert und sich den bürgerlichen Formen anpasst.
 
Aus der Enzyklika "Pascendi Dominici gregis" von Pius X. vom 8.9.1907

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